Die Finanzwelt in Europa

07.04.2017

Die Finanzwelt in Europa wird durch Finanzplätze bestimmt. Wer ist führend? /Foto: © jozsitoeroe - Fotolia.com

Auf der Messe Invest 2017 wurde eine aktuelle Studie vorgestellt, die eine Rangliste der Finanzplätze in Europa und Deutschland erstellt, allerdings  ohne die Auswirkungen der Brexit-Folgen für London.

Der Finanzplatz Stuttgart liegt nach einer aktuellen Marktstudie in punkto Größe und Reichweite der Geschäftsaktivitäten vor einigen anderen Finanzplätzen in europäischen Hauptstädten wie Rom und Athen. Wo sind die Zentren der Finanzwelt in Europa und Deutschland?

Stuttgart ist bundesweit nicht der größte, aber hinter München der am breitesten aufgestellte Finanzplatz. Zu diesen Ergebnissen kommt Stuttgart Financial, die Initiative für den Finanzplatz Stuttgart, in der Studie 'Der Finanzplatz Stuttgart in Deutschland und Europa', welche im Rahmen der Finanzmesse Invest 2017 den Medien vorgestellt wurde.

Die Rolle des Finanzplatzes Stuttgart in Europa

Stuttgart Financial interpretierte aktuelle Daten der BaFin, der Bundesagentur für Arbeit, des Statistischen Landes- und Bundesamtes und von weiteren Quellen. Die Analyse ordnete europäische Finanzplätze ähnlicher Struktur in vier verschiedene Cluster ein. Kriterien waren die Reichweite der Geschäftsaktivitäten, die Anzahl der Banken und Versicherungen, die Aktivitäten der ansässigen Börsen und das wirtschaftliche Investitionsumfeld. In der Gesamtbetrachtung überflügelt Stuttgart Hauptstädte wie Rom, Athen, Bratislava, Ljubljana, Riga, Tallinn, Valletta, Vilnius und Zagreb.

„Welche Stellung Stuttgart im europäischen Vergleich einnimmt, ist bemerkenswert: Stuttgart schafft es als einer von wenigen Finanzplätzen, gegenüber einem national stärkeren Konkurrenten zu bestehen und gleichzeitig nicht Hauptstadtfinanzplatz zu sein", sagt Dr. Michael Völter, Vorsitzender des Vorstands der Vereinigung Baden-Württembergische Wertpapierbörse e.V., bei der Präsentation der Studie.

Das mache Stuttgart auch international zu einem interessanten Standort. Inwieweit der Finanzplatz auch vom Brexit profitieren könne, sei aktuell allerdings noch nicht abzusehen.

Die Rolle des Finanzplatzes Stuttgart in Deutschland

Betrachtet man Finanzplätze nicht bezüglich ihrer Größe, sondern entsprechend ihrer Vielfalt, liegt Stuttgart innerhalb der Bundesrepublik Deutschland hinter München auf Rang 2 der Finanzplätze.

„Ein breit aufgestellter Finanzplatz ist ein zentraler Vorteil. Ein solcher Standort ist weniger anfällig für Risiken und Krisen an den Finanzmärkten, weil Beschäftigung und Wirtschaftskraft in der Finanzbranche nicht von wenigen großen Gruppen der Akteure wie beispielsweise Banken abhängen", sagt Prof. Dr. Hans-Peter Burghof, Inhaber des Lehrstuhls für Bankwirtschaft und Finanzdienstleistungen an der Universität Hohenheim.

Zur Beurteilung der Vielfalt und damit der Krisenbeständigkeit der deutschen Finanzplätze entwickelte Stuttgart Financial einen Finanzplatz-Diversifikations-Index. Dieser berücksichtigt beispielsweise Kriterien wie die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Finanzsektor, die Anzahl an Banken, Versicherungen und Bausparkassen mit erstem juristischem Sitz am Finanzplatz sowie das Vorhandensein einer Börse.

„Die Region Stuttgart ist nicht nur die Heimat traditionsreicher Industriekonzerne, am Weltmarkt führender Mittelständler und innovativer Start-ups, sondern ist auch ein gewachsener Finanzplatz mit namhaften Kreditinstituten, Versicherungen, Bausparkassen und einer Börse. Hier zeigt sich deutlich: Ein starker Wirtschaftsstandort und ein starker Finanzplatz bedingen einander", betont der Stuttgarter Börsenchef Völter abschließend. (db)