Die Daten-Waage

25.07.2018

Michael Beck, Leiter Asset Management Ellwanger & Geiger / Foto: © Ellwanger & Geiger

Prognosen über die nähere und weitere Zukunft sind essentiell wichtig für Investmententscheidungen von Kapitalmarktinvestoren. Zu diesem Zweck wird die Vielzahl von Wirtschaftsdaten, die regelmäßig zur Veröffentlichung kommen, gesammelt und ausgewertet. Dabei muss man berücksichtigen, dass manche Daten, wie z. B. die BIP Entwicklung des vergangenen Quartals, rückwärtsgewandt sind und manche Daten, wie z. B. Auftragseingänge, Rückschlüsse auf die künftige Gewinnsituation der Unternehmen erlauben. Am besten ist es, wenn eine deutliche Mehrheit der Daten eine positive Entwicklung anzeigt. So ein deutliches Bild suchen Analysten derzeit im Datenwust leider vergebens. Denn es ist zurzeit auffällig, dass sich die negativen und positiven Wirtschaftsdaten die Waage halten. So ist zwar der vielbeachtete europäische Einkaufsmanagerindex PMI (Privatwirtschaft) etwas stärker gesunken als erwartet. Er befindet sich aber immer noch auf deutlichem Wachstumsniveau. Die Nachrichten vom Handelskonflikt mit den USA und von den immer neuen Drohungen mit immer höheren Zöllen verschrecken die Investoren zusehends. Die Kreditumfrage der Europäischen Zentralbank vermeldet dagegen, dass Unternehmen zum einen leichter an Kredite kommen und zum anderen auch mehr Kredite nachfragen. Immer ein deutliches Zeichen, dass die wirtschaftliche Situation in Ordnung ist. Auch China leidet unter dem Handelskonflikt mit den USA, scheint aber seine Geld- und Fiskalpolitik lockern zu wollen, um die Wirtschaft zu stimulieren. Diese Nachricht führte gestern sofort zu einem Kursanstieg der Weltbörsen. Parallel dazu lässt die chinesische Regierung die Währung abwerten, um die negativen Effekte der US-Handelszölle wenigstens zum Teil zu kompensieren. Die Trump-Administration wird nicht müde, dies zu kritisieren und weitere Zölle anzukündigen. Wie viele Eskalationsstufen im Handelskonflikt noch drohen, bleibt abzuwarten. Die Wirtschaftsdaten geben zumindest derzeit ein unklares Bild ab und es ist nicht klar, in welche Richtung sich die Waage neigen wird. Die Folge ist eine andauernde Unsicherheit vieler Marktteilnehmer. Für eine mögliche Sommerrally an den Aktienmärkten ist es daher Voraussetzung, dass sich Belastungsfaktoren, wie z. B. der Handelskonflikt der USA mit dem Rest der Welt, beruhigen oder sogar auflösen. Ansonsten ist mit einer Fortdauer der volatilen Seitwärtsbewegung der Aktienmärkte zu rechnen.

Kolumne von Michael Beck, Leiter Asset Management Bankhaus ELLWANGER & GEIGER KG