Die Bauanleitung für ein stabiles Aktiendepot – es ist nicht kompliziert

15.08.2022

Heiko Löschen, Vermögensverwalter der GSP Asset management GmbH / Foto: © GSP

Kürzlich kam der studierende Sohn meines Freundes Thomas mit der Frage auf mich zu, was ich denn davon hielte jetzt in „Wasserstoffaktien“ zu investieren. Selbstverständlich habe ich dem jungen Investor meine Einschätzung dazu erläutert und habe damit begonnen, zuerst einmal die Gesamtdepotstruktur zu hinterfragen. Gerade bei jungen Anlegern strapazieren diese Fragen nach einer Grundstruktur und einem roten Faden häufig die Geduld, denn sie wollen ja schnell den heißen Tipp für die 40 Prozent Kurschance.

Es gibt auch eine Vielzahl von Anlegern, die alles richtig machen: aber nicht nur. Ich bekomme jeden Tag Depotzusammenstellungen auf den Tisch, die weder einen Plan, noch einen roten Faden erkennen lassen. Aus diesem Grund stelle ich heute eine simple, aber effektive Bauanleitung für ein stabiles Aktiendepot vor. Wir wollen die zukünftige Entwicklung der Vermögenswerte doch nicht dem Zufall überlassen, oder?

Die Wahl der Grundstruktur

Grundsätzlich ist es wichtig, dass das Depot zum Anleger passt. Es gibt aus meiner Sicht nicht DIE perfekte Depotzusammensetzung, die zu jedem Menschen passt. Die eine Investorin möchte gerne nachhaltig anlegen, der andere Anleger möchte nicht in Euro investieren, sondern ganz bewusst in anderen Währungen. Vom Grundsatz empfehle ich jedem Anleger, egal wie hoch der Geldbetrag ist, die Aspekte der Risikostreuung zu beherzigen. Die Core-Satellite-Strategie ist eine extrem erfolgreiche und bewährte Anlagestrategie.

Der Kern des Portfolios - CORE

Wie groß der CORE-Anteil eines Depots sein sollte hängt immer vom Anleger ab. Ich empfehle mindestens 60 Prozent eines Aktiendepots in Kerninvestitionen anzulegen. Dies sind sogenannte Basisinvestitionen in etablierten, böresennnotierten Unternehmen.

Ein kurzer Zwischenschritt: ab welchen Anlagebeträgen ist diese Strategie denn möglich?

Dies lässt sich ganz einfach über die Auswahl von ETF Lösungen auf den MSCI World darstellen und ist somit bereits mit geringen Anlagebeträgen ab 500 EURO darstellbar. Der MSCI World ist der Index der größten 1.600 börsennotierten Unternehmen aus 23 Industrieländern. Eine sehr breite Streuung des Kapitals mit nur wenig Geldeinsatz.

Aktuell ist der MSCI World in seiner Zusammensetzung mit einer Übergewichtung US-amerikanischer Aktiengesellschaften ausgestattet. Wer dies nicht möchte kann auch einen ETF auf den MSCI World unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien und eine Variante wählen, bei der Klumpenrisiken ausgeschlossen werden. Kein Unternehmen in der Investition ist mit über 1 Prozent gewichtet. Die Chancen sind hier nicht so hoch, aber auch die Risiken noch deutlicher reduziert.

Wie kann der Kern gestaltet werden?

Wenn etwas mehr Geld zur Verfügung steht, empfehle ich eine Aufteilung des Kerns nach Regionen. Beispielsweise jeweils ein Drittel der Kerninvestition in Europa, den USA und im pazifischen Raum. Ob dies dann über Einzelaktien, ETF-Lösungen und/oder aktiv gemanagte Investmentfonds erfolgt liegt beim Investor selbst. Die Einzelaktien sind auch breit nach Branchen und Unternehmensstil zu streuen.

Die Satelliten

Die Anlagen in den Satelliten können die etwas risikoreicheren Investitionen sein. Allerdings ist auch hier eine Risikostreuung extrem wichtig. Die Entwicklung einer Regel für das Depot ist sehr wichtig. Beispielsweise könnte die Regel lauten:

Core 70%

  • 23,3% Europa
  • 23,3% USA
  • 23,3% pazifischer Raum

Satellite 30%

  • Thema A 5%
  • Thema B 5%
  • Thema C 5%
  • Thema D 5%
  • Einzelaktie E 2,5%
  • Einzelaktie F 2,5%
  • Einzelaktie G 2,5%
  • Einzelaktie H 2,5%

Die Themen sollten selbstverständlich nicht wild zusammengewürfelt sein, sondern echte Chancen bieten. Das könnte aktuell zum Beispiel auch das Thema der „Wasserstoffaktien“ sein. Dem Sohn meines Freundes habe ich unter anderem einen Wasserstoff ETF als Satelliten empfohlen.

Egal wie groß das Vermögen sein ist: mit dieser Bauanleitung hat der Anleger das Rüstzeug für eine hervorragende Portfoliostruktur für die kommenden Jahre. Regelmäßige Adjustierungen der Strategie und Überprüfung der einzelnen Bausteine sind unabdingbar.

Also: Butter bei die Fische!

Kolumne von Heiko Löschen, Vermögensverwalter GSP asset management GmbH