Der Juni wird heiß!

12.06.2018

Olivier de Berranger

An der wirtschaftlichen sowie an der politischen Front stehen im Juni zahlreiche entscheidende Termine auf dem Programm.

Zunächst bezüglich der Geldpolitik finden am 13. Juni die Sitzung der US-Notenbank Fed und am 14. Juni die Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) statt. In beiden Fällen ist ein Trend in Richtung Normalisierung ersichtlich. Eine erneute Anhebung der Leitzinsen seitens der US-Notenbank wird kaum noch bezweifelt. Im Mittelpunkt des Interesses wird daher eher der Tonfall der Mitteilung des Offenmarktausschusses (FOMC) stehen, insbesondere um einen Hinweis darauf zu erhalten, ob die Fed in diesem Jahr zwei weitere Zinsanhebungen vornehmen wird oder nur eine. Auf europäischer Seite hat das Zwischenspiel in Italien Zweifel am Konsensszenario aufkommen lassen, d. h. daran, ob die EZB nach dieser Sitzung das Ende der quantitativen Lockerung verkünden wird. Die jüngsten Äußerungen einiger Mitglieder der Zentralbank haben diese Ungewissheit jedoch recht klar ausgeräumt.

Auf geopolitischer Ebene fand am Wochenende das G7-Treffen in Kanada statt. Die G7- Gruppe stellt sich aktuell eher als „G6 + 1“ dar, so sehr scheinen die USA im Hinblick auf den Ausgang des Gipfels isoliert. Der US-Präsident zog es vor, früher abzureisen, um sein Treffen mit Kim Jong-un am 12. Juni vorzubereiten. Dieses weitere bedeutende geopolitische Ereignis steht für Donald Trump paradoxerweise unter einem besseren Vorzeichen

Nun zur Politik: Da wäre zunächst die Tagung des Europäischen Rates am 28. und 29. Juni, auf der zwei bedeutende Themen auf der Tagesordnung stehen. Erstens der Brexit, wozu London am Sonntag versicherte, neue Vorschläge auszuarbeiten. In der Führungsriege der britischen Regierung herrscht aber Uneinigkeit, insbesondere zwischen Theresa May und Brexit-Minister David Davis, in erster Linie in Bezug auf die Grenze zu Nordirland. Ein Scheitern der Gespräche würde das Risiko eines No-DealSzenarios im März 2019 erhöhen. Zum zweiten wird es um die Eurozone gehen, insbesondere um das aktuelle Modell der Währungsunion. Eine Diskussion, die gemessen an den jüngsten Spannungen in Italien eine ganz neue Dimension erhält. Zur Abrundung dieses ohnehin schon vollen Kalenders finden in der Türkei (am 24. Juni und 8. Juli) und in Mexiko (am 1. Juli) noch Wahlen statt. Wenngleich diese Ereignisse angesichts des Gewichts der beiden Länder in den weltweiten Schwellenländerindizes (zusammen etwa 4,5 %) von weniger entscheidender Bedeutung sind, sollte man sie im Auge behalten, da die Lage in beiden instabil ist.

In einer Phase, in der sich die Märkte schwer tun, einen neuen Trend zu finden, dürfte diese Aneinanderreihung von Ereignissen zumindest etwas Farbe in den Sommer bringen.

Von Olivier de Berranger, Chief Investment Officer und Enguerrand Artaz, Cross Asset Manager La Financière de L‘Echiquier