Der Dollar bringt es an den Tag

01.07.2019

Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH / Foto: © I.C.M.

Wer meiner Kolumne vom Juni gefolgt ist, hat gerade noch den Sprung von Gold über die 1.300er-Marke erwischt. Wer nicht, steht an der Seite und wartet auf Rückschläge, die wahrscheinlich in größerem Maße nicht kommen. Er läuft Gefahr, dass ich Recht bekomme mit meiner Aussage: Die meisten Anleger werden den 1. Teil des Preisanstiegs verpassen.

Diese Prognose wird gestützt durch die Zahlen des größten Gold hinterlegten Trust (SPDR). Beim letzten Hoch im April 2018 (1.365 US-Dollar) war der Bestand bei ca. 28 Mio. Unzen. Ende Mai 2019 waren es 23,9 Mio. Unzen, also 4,1 Mio. oder 14,6 Prozent weniger. Das vorletzte Hoch im Juli 2016 (1.375 US-Dollar) belief sich der Bestand noch auf 31,5 Mio. Unzen. Heute ist er also 7,6 Mio. oder 24,1 Prozent geringer. Was hat sich also seit Mai 2019 (Kurstief bei 1.266 Dollar) verändert?

Eigentlich nicht viel. Eigentlich….. . Aber es wird immer mehr Anlegern bewusst, dass „weiter so“ seine Grenzen hat. In USA wird sich die „Zinswende“ wieder umkehren. In Europa hatte sie noch gar nicht begonnen. Vertrauensverluste beginnen bei Medien und Wissenschaften sowie bei der Politik. Am Ende verliert das Volk noch das Vertrauen in Geld und Gold hat keine Schulden. Die kräftigen Käufe verschiedener Notenbanken und die Repatriierung von Gold beweisen deren zunehmendes Misstrauen in das von USA bestimmte Schuldensystem.

Ich lese nun wieder vermehrt die Begründung für den Preisanstieg des Goldes: „Durch die niedrigeren Zinsen sinken die Opportunitätskosten “. Sachlich zwar richtig, aber völliger Quatsch. Kein Mensch kauft Gold, weil sich die Kosten der Lagerung im Verhältnis zu Zinserträgen reduzieren.

Aber die Aussichten auf fallende Zinsen sind deshalb ein Kaufargument, weil sich dadurch die Minus-Realzinsen (Kaufkraftverluste) erhöhen. Und weil zweitens der Zinstrend darauf hindeutet, dass die Wirtschaft schwächelt. Auch hierzu gibt es eindeutige Beweise: Die Zinskurve wurde invers (Zweijahreszins ist höher als der Zehnjahreszins). Mr. Trump tut alles für eine Wirtschaftsabschwächung, was er kann. Handelskrieg mit China, Kriegsgefahr in der Golfregion, das Aufkündigen etlicher Vereinbarungen mit der ganzen Welt.

Wie viele anerkannte Ökonomen schon prognostizieren, wird diese Politik zu Einbußen der Weltkonjunktur führen. Aber die Politik der Amis hat noch eine nicht zu unterschätzende Nebenwirkung: Das Vertrauen in Amerika und damit auch in den US-Dollar sinkt. Wenn aber der „sichere Hafen“ unsicher wird, sucht sich der Anleger eine Alternative: Gold !!!!  Auch dafür gibt es totsichere Beweise: Schauen Sie sich die schweren Krisen der letzten 5.000 Jahre an. Jetzt kommt es nicht so?? Als der teuerste Satz an der Börse gilt immer noch der Spruch „diesmal kommt alles anders“!

Welche Nebenwirkungen ein Vertrauensverlust in den USA-Dollar noch hätte, erfahren Sie auf Seite 2