Das wird kosten

01.05.2014

Foto: © veneratio - Fotolia.com

Die Reform des GKV-Beitragssystems geht einseitig zulasten der Arbeitnehmer. Vor allem für gut verdienende Angestellte könnten die Kassen künftig deutlich unattraktiver werden. Davon dürfte die PKV profitieren – auch wenn offiziell Bescheidenheit angesagt ist.

Die große Koalition hat der gesetzlichen Krankenversicherung ein faules Ei ins Nest gelegt. Mit der Reform zur Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung wird der pauschale Zusatzbeitrag abgeschafft. Ab 2015 wird der Beitragssatz 14,6 % betragen. Der von Arbeitnehmern bislang alleine aufzubringende Sonderbeitrag von 0,9% entfällt, künftig beteiligen sich die Arbeitgeber wieder zur Hälfte am Beitrag. Jedoch dürfen alle Kassen in unbegrenzter Höhe einkommensabhängige Zuschläge fordern. Und die müssen die Beschäftigten zu 100 % alleine bezahlen. Annelie Buntenbach, Vorstandsmitglied DGB Deutscher Gewerkschaftsbund Bundesvorstand, findet es „unverantwortlich und nachhaltig ungerecht, dass die Bundesregierung alle künftigen Kostensteigerungen in der gesetzlichen Krankenversicherung ausschließlich bei den Versicherten abladen will."

Dass viele Kassen nicht umhin kommen werden, mehr Geld in Rechnung zu stellen, ist vorhersehbar. Denn einerseits wachsen ihnen die Kosten über den Kopf. Zur Jahrtausendwende lagen diese noch bei gut 112 Mrd. Euro, 2012 dagegen schon bei über 172 Mrd. Euro. Immer mehr Ältere mit immer längerer Lebenserwartung gehen eben ins Geld. Hinzu kommt die von der Koalition angestrebte Konsolidierung des Bundeshaushalts. Finanzminister Schäuble will den Bundeszuschuss zum Gesundheitsfonds 2014 um 3,5 Mrd. Euro kürzen, 2015 dann um weitere 2,5 Mrd. Euro. Schon 2013 hatte der Bund statt wie vorher 14 Mrd. Euro nur noch 11,5 Mrd. Euro herausgerückt. Unterm Strich reißen die Kürzungen binnen drei Jahren also ein Loch von 8,5 Mrd. Euro. Dr. Doris Pfeiffer, Chefin des GKV-Spitzenverbandes, prophezeit düster: „Künftige Ausgabensteigerungen, die über der allgemeinen Lohn- und Gehaltsentwicklung liegen, werden demnach frühzeitiger zu einem höheren Beitragsbedarf der Krankenkassen führen." Die Barmer GEK, Deutschlands zweitgrößte Krankenkasse, hat bereits den Abbau von 3.500 Stellen angekündigt, offiziell verpackt in eine stärkere Zuwendung zu Online- und Telefon-Services.

Für die PKV hingegen, die 2013 einen Nettoverlust von 66.000 Versicherten beklagen musste, könnte die Reform ein echter Glücksfall sein. Sie darf auf viele gut verdienende Kassenversicherte hoffen, die nach den neuen Konditionen deutlich höhere Beiträge erwarten müssen und deshalb möglicherweise in die Private wechseln. Michael Kurtenbach, Vorstandsvorsitzender der Gothaer Krankenversicherung AG, zeigt sich vorsichtig: „Inwieweit sich die Reform in der GKV positiv auf unser Geschäft auswirken wird, muss sich erst noch zeigen." Bestandszuwächse wie in früheren Perioden werde es aber nicht mehr geben. Zurückhaltung auch bei Dr. Walter Botermann, Vorstandsvorsitzender der HALLESCHE Krankenversicherung a.G.: „Nachdem im Jahr 2013 in der PKV allgemein ein schwächeres Neugeschäft in der Vollversicherung zu verzeichnen war, gehen wir für 2014 – unabhängig von der geplanten Gesetzesänderung – von einer positiveren Entwicklung in der Branche aus. Auswirkungen der Gesetzesänderung sind derzeit nicht absehbar." (hwt)

GKV-Reform - Onlineausgabe 02/2014