Das Jahr der Coco-Bonds

16.02.2021

Andreas Fitzner - Foto: © Eyb & Wallwitz

Unterstützt durch massive geld- und fiskalpolitische Maßnahmen haben sich die Anleihemärkte im zweiten Halbjahr 2020 kräftig erholt. An Coco-Bonds ging die Rally allerdings größtenteils vorbei. Die Assetklasse hätte mehr Aufmerksamkeit von Investoren verdient – denn sie bietet viel Potenzial.

Auf den Anleihemärkten war 2020 viel in Bewegung. Da die Zinsen und Risikoprämien wieder nahe historischen Tiefstständen liegen, schauen Investoren bei der Jagd nach Rendite zunehmend in riskantere Assetklassen. Besonders Coco-Bonds verdienen dabei die Aufmerksamkeit der Anleger, denn hier gibt es viel Potenzial: Im Schnitt liegen die Risikoprämien in der Assetklasse immer noch 100 Basispunkte höher als vor einem Jahr. CoCo-Bonds sind nachrangige Anleihen von Banken die unter bestimmten Bedingungen in Eigenkapital umgewandelt werden. Die Assetklasse wurde in Folge der Finanzkrise eingeführt, um das Eigenkapital der Banken in einer Krisensituation zu stärken.

Die Anleihe-Rally zwischen Mai und Oktober 2020 ging an Coco-Bonds weitgehend vorbei, da viele Investoren Banken noch nicht über den Weg trauten. Erwartet wurde eine Insolvenzwelle von Betrieben, in deren Zuge die Kapitalpuffer der Banken abschmelzen würden. Doch nichts davon trat ein – im Gegenteil: Banken konnten ihre Kapitalpuffer 2020 sogar ausbauen. Die Zahlen vom Oktober vergangenen Jahres zeigen eine harte Eigenkapitalquote der europäischen Banken von im Schnitt 15,5% - ein neuer Höchstwert. Sorgen, dass Kupons nicht ausbezahlt werden könnten, erwiesen sich damit als unbegründet. Zusätzlichen Rückenwind bekamen Banken durch regulatorische Erleichterungen. Insgesamt sank das Risiko von Kupon-Ausfällen bei Coco-Bonds im abgelaufenen Jahr damit deutlich.

Auch der Ausblick stimmt positiv, selbst wenn die zyklische Erholung nicht so deutlich ausfallen sollte wie erhofft, denn die Kapitalausstattung von europäischen Banken ist heute sehr gut – besonders im Vergleich zur Finanzkrise von vor zwölf Jahren. Die Ausfallraten bei Krediten müssten schon extrem und über einen längeren Zeitraum ansteigen, um dieses Kapitalpuffer aufzuzehren. Investoren überschätzen die Gefahren im Bankensektor also derzeit. Das mag aber auch daran liegen, dass die Assetklasse relativ neu am Markt ist und entsprechend noch nicht genug Vertrauen in sie aufgebaut wurde.

Alles in allem werden Coco-Bonds 2021 voraussichtlich besser performen als im vergangenen Jahr, da die fundamentale Lage gut ist. Bereits vor einem Jahr war die Assetklasse unterbewertet, daran hat sich bis heute nichts geändert. Dazu kommen Signale von der Regulatorik, die die Assetklasse weiter unterstützen. 2021 könnte somit das Jahr der Coco-Bonds werden.

Einschätzung von Andreas Fitzner, Portfoliomanager bei Eyb & Wallwitz