„Das ist dann Anlegerschutz, der dem Anleger wirklich nutzt“

22.12.2016

Dr. Hartmut Knüppel

Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Zeit zurückzublicken. Was waren in den vergangenen Monaten die bestimmenden Themen? Dr. Hartmut Knüppel, Geschäftsführender Vorstand des Deutschen Derivate Verbands (DDV), zieht im exklusiven finanzwelt-Talk ein Fazit aus Verbandssicht.

  1. Mit Blick auf das zurückliegende Jahr, welche Stimmung machen Sie in der Zertifikatebranche aus?

Die Stimmung ist recht gut. Die Börsenumsätze bewegten sich in diesem Jahr zwischen 3 und 4 Mrd. Euro. Das Marktvolumen stabilisierte sich bei knapp 70 Mrd. Euro. Dabei hat eine bemerkenswerte Umschichtung stattgefunden: Aufgrund der Niedrigzinspolitik konnten nur noch wenige Zertifikate mit 100%-igem Kapitalschutz aufgelegt werden. Gleichzeitig fragten die Anleger mehr Zertifikate nach, die mit etwas mehr Risiko verbunden sind, aber auch mehr Rendite versprechen. Diese Entwicklung hin zu Discountzertifikaten, Aktienanleihen und Bonuszertifikaten dürfte sich fortsetzen. Insofern können die Emittenten mit dem vergangenen Jahr durchaus zufrieden sein. Entsprechend optimistisch startet unsere Branche ins neue Jahr.

  1. Welches waren nach Ihrer Ansicht die vorherrschenden Themen?

Die Regulierungswelle überrollte in diesem Jahr die gesamte Kreditwirtschaft, und auch für die Zertifikatebranche war der zusätzliche Regulierungsaufwand enorm. Ob der Anleger davon letztlich profitiert, ist bei vielen Maßnahmen fraglich. Hier wünschen wir uns weniger Aktionismus und mehr Augenmaß.

Für die Anleger erfreulich war, dass das Bundesfinanzministerium den Verfall von Optionsscheinen nach entsprechenden Beschlüssen des Bundesgerichtshofs wieder steuerlich anerkennen musste. Wichtig war sicherlich auch die Abwendung des geplanten BaFin-Vertriebsverbots der Bonitätsanleihen. Die vereinbarte Selbstregulierung kommt den Anlegern zugute, und sie können weiterhin diese beliebten Zertifikate – nun „bonitätsabhängige Schuldverschreibungen“ genannt - kaufen, die derzeit immerhin 10 Prozent des deutschen Zertifikatemarkts ausmachen.

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