Plädoyer für aktives Fondsmanagement

12.06.2014

Claude Hellers

Qualität setzt sich durch. Unternehmen mit stabilen Geschäftsmodellen, gesunden Bilanzen und einer guten Corporate Governance haben langfristig bei der Wertentwicklung ihrer Aktien die Nase vorn.

Kurz- und auch mittelfristig bestimmen jedoch oft Makrofaktoren die Aktienmärte in ihrer gesamten Breite und überdecken damit die qualitativen Unterschiede der einzelnen Unternehmen. Die vergangenen Jahre sind dafür ein Paradebeispiel. Doch seit einiger Zeit wendet sich das Blatt wieder: Es gibt aktuell drei strukturelle Entwicklungen, die die gezielte Auswahl von Einzeltiteln und damit ein aktives Fondsmanagement begünstigen.

Erstens schwindet der Einfluss der gesamtwirtschaftlichen Faktoren, die dazu neigen, die Aktienmärkte insgesamt im Gleichschritt zu bewegen, denn der weltweite Konjunkturausblick hat sich aufgehellt. Das belegt der Volatilitätsindex VIX, der die Schwankungsbreite des S&P 500 Index abbildet. Sie liegt seit Anfang 2013 durchschnittlich nur bei 14 Prozent. Im Durchschnitt der vergangenen 25 Jahre waren es 20 %.

Die zweite interessante Entwicklung sind die rückläufigen paarweisen Aktienkorrelationen. Sie messen, wie hoch die Tendenz ist, dass sich zwei beliebige Aktien in einem Index im Gleichschritt bewegen. Diese Korrelationen sind von über 30 % im Jahr 2011 auf inzwischen unter 20 % gefallen.

Die dritte Entwicklung, die aktiven Managern zugute kommt, ist der steigende Anteil unternehmensspezifischer Faktoren an der Gesamtrendite von Aktien. Weltweit machen sie inzwischen 82 % der Kursentwicklung aus. Im Jahr 2012 waren es noch 72 %. Mit anderen Worten: Länder- und Branchenfaktoren, die den Markt in der Breite bewegen, treten in den Hintergrund. Ein perfektes Umfeld für aktive Stockpicker.

Aber Vorsicht: Aktiv ist nicht gleich aktiv. Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen der Wertentwicklung eines Fonds und seinem Active Share Anteil. Das ist der Anteil des Fondsvermögens, der vom Vergleichsindex abweicht. Nur mit diesem Teil des Portfolios können aktive Fondsmanager gegenüber passiven Fonds Mehrwert für den Anleger erzielen. Und tatsächlich entwickeln sich Aktienfonds mit einer hohen Active Share Quote im Durchschnitt langfristig besser – das ist statistisch belegt.

Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass aktuell einzeltitelspezifische Unterschiede wieder in den Vordergrund treten. Makroaspekte, die den breiten Aktienmarkt im Gleichschritt bewegen, haben zuletzt an Bedeutung verloren. Das gibt aktiven Fondsmanagern mehr Möglichkeiten, ihren Mehrwert für Anleger unter Beweis zu stellen. Die Wahrscheinlichkeit, dass aktiv gemangte Aktienfonds den Vergleichsindex in den kommenden Jahren schlagen, nimmt zu. Und passive Fonds? Ihre Chance, den Index zu übertreffen, bleibt weiter bei 0 %.

(Autor: Claude Hellers, Leiter Retail und Wholesale Vertrieb von

Fidelity Worldwide Investment in Deutschland)