Corona öffnet die Schere weiter

12.05.2020

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Angesichts der Corona-Krise dürfte die Diskussion um die Gerechtigkeit der Vermögensverteilung in Deutschland weiter zunehmen: Vor allem Familien und einkommensschwächere Haushalte leiden unter der Krise. Manche können sich hingegen leisten, ein größeres Polster für schlechtere Zeiten aufzubauen – wenn auch zum Teil eher unfreiwillig.

Wegen der Corona-Krise befinden sich aktuell 7,5 Mio. Deutsche in Kurzarbeit – etwa jeder sechste Arbeitnehmer. Zudem müssen Eltern von 2,8 Mio. Kindern unter sechs Jahren wegen der Schließung der Kindertagesstätten sich um die Betreuung ihres Nachwuchses kümmern –und häufig deshalb ebenfalls zuhause bleiben. Auch auf das Sparverhalten der Deutschen hat die Corona-Krise massive Auswirkungen, wie eine Umfrage von Kantar Emnid im Auftrag der Postbank zeigt. So gaben darin 77 % der Befragten an, Geld zur Seite zu legen, ein Anstieg um drei Prozentpunkte gegenüber der Untersuchung im Juli 2019. Einige Sparer müssen wohl deutliche Abstriche in ihrem Alltag machen, denn 21 % der Befragten gaben an, dass sie infolge der Corona-Krise von Einkommenskürzungen betroffen sind. Jedoch stufen 14 % diese Einbußen als leicht ein. Lediglich bei 4 % sind sie „erheblich“ und für 3 % sogar „existenzbedrohend“.

Auf der anderen Seite gibt es aber auch Menschen, die aufgrund der Krise ihre Sparanstrengungen zurückfahren (müssen). So gaben 19 % der Befragten an, dass sie das Sparen angesichts der Krise eingeschränkt haben. 5 % bilden gar keine Rücklagen mehr, weitere 5 % weniger als vor der Krise. 8 % können sich derzeit überhaupt nicht mehr leisten zu sparen und leben stattdessen von ihren Ersparnissen. Auf der anderen Seiten gibt es sogar 11 %, die aktuell mehr sparen als zuvor. Dies betrifft vor allem die junge Generation von 16 bis 29 Jahre. So legen in dieser ohnehin schon sparfreudigen Altersklassen 18 % mehr Geld zur Seite als vor der Corona-Krise. „Durch die Einschränkungen der vergangenen Wochen – geschlossene Restaurants und stornierte Urlaube – haben viele Menschen weniger ausgegeben. Diese freien Mittel werden nun genutzt, um sich ein zusätzliches finanzielles Polster anzulegen“, mutmaßt Karsten Rusch, Experte für Wertpapieranlagen bei der Postbank.

Warum die Corona-Krise die Vermögensungleichheit weiter fördert, lesen Sie auf Seite 2