Corona-Krise treibt Handelslaune

03.09.2020

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Die Corona-Krise hat weltweit zu heftigen Turbulenzen an den Börsen geführt. Die Anleger haben sich davon nicht abschrecken lassen – im Gegenteil. Beim Verkauf- und Verkauf von Aktien gibt es ein deutliches Gefälle zwischen den Generationen. Ein solches gibt es auch zwischen den Geschlechtern.

Im ersten Halbjahr 2020 verlief der Wertpapierhandel in Deutschland äußerst dynamisch: So ist die Zahl der Anleger, die mindestens einmal aktiv mit Wertpapieren (inklusive Sparplänen) gehandelt haben, gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 69 % gestiegen: Tätigte zwischen Januar und Juni 2019 jeder Privatanleger im Schnitt 12,6 Trades, waren es in diesem Jahr 18,8 Trades. Das ist das Ergebnis einer Analyse der ING Deutschland, die mehr als 710.000 Depot-Kunden berücksichtigte, die (inkl. Sparplänen) im ersten Halbjahr mindestens einen Trade durchführten. Ein wesentlicher Grund für die hohe Handelstätigkeit dürfte die Corona-Krise sein, die an den Aktienmärkten zu kaum gekannten Bewegungen führte. Diese schreckten auch die deutschen Privatanleger nicht von Investitionen an den Kapitalmärkten ab –im Gegenteil: Mit Ausnahme aktiv gemanagter Fonds wurde über alle Assetklassen deutlich mehr gekauft als verkauft. So wurden Wertpapiere mit einer Gesamtsumme von 27,5 Mrd. Euro gekauft und in Höhe von 21,9 Mrd. Euro verkauft. Auch beim Anstieg liegt das Kaufvolumen über dem Verkaufsvolumen: Während beim Kaufvolumen ein Zuwachs von 166 % gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen war, lag dieser beim Verkaufsvolumen um 10 Prozentpunkte niedriger. Ein großer Teil der Handelsaktivitäten entfiel auf Aktien, die sowohl beim Kauf- als auch beim Verkaufsvolumen jeweils einen Anteil von 68 % hatten. Auf den Plätzen zwei und drei folgen jeweils ETFs und Hebelprodukte – allerdings jeweils in umgekehrter Reihenfolge: Während beim Kaufvolumen 15 % auf ETFs und 11 % auf Hebelprodukte entfielen, machten beim Verkaufsvolumen Hebelprodukte 14 % und ETFs 11 % aus.

Trading ist Männersache

Finanzen gelten gemeinhin als typisch männliche Angelegenheit. Diese Vermutung wird im Rahmen der ING-Studie bestätigt: So lag zur Jahresmitte das kumulierte Kauf- und Verkaufsvolumen der männlichen Trader mit 33,66 Mrd. Euro mehr als fünf Mal so hoch wie das der Traderin, die mit Wertpapieren mit einem Gesamtwert von 6,25 Mrd. Euro handelten. Bei Käufen beträgt der Faktor 5,1, bei Verkäufen sogar 5,7. Nicht nur bezüglich der Intensität der Handelsaktivitäten, auch bezüglich der Art der gehandelten Produkte unterschieden sich männliche und weibliche Trader: So kauften die Frauen in Relation zum Gesamtmarkt mehr ETFs und Fonds als Männer. Keine Unterschiede gibt es hingegen beim Hauptprodukt: So dominieren sowohl bei Männer als auch bei Frauen Aktien, sowohl beim Verkauf als auch beim Kauf. Bei einer Betrachtung des Depotvolumens wird deutlich, dass Frauen im Vergleich zu Männern eine größere Vorliebe für Fonds statt für Aktien haben. So hielten Frauen Ende Juni 56 % ihres Depotvolumens in Aktien, sechs Prozentpunkte weniger als die Männer. Hingegen haben Männer nur 12 % ihres Depotvolumens in Fonds angelegt, bei den Frauen waren es 16 %.

Senioren kaufen, jüngere verkaufen

Gemessen am Gesamtvolumen der erworbenen Wertpapiere war im ersten Halbjahr keine Altersgruppe im Bezug auf Aktien zu kauffreudig wie die der über 75-jährigen. Hingegen waren die 25-34-jährigen diejenigen, die am häufigsten Aktien verkauften. Dieser Umstand hängt vermutlich damit zusammen, dass in dieser Lebensphase oftmals besonders Wert darauf gelegt wird, möglichst sicher Vermögen aufzubauen. In dieser Phase treffen Aktienkursverluste wie in den ersten Wochen nach Ausbruch der Corona-Krise besonders hart, und die Bereitschaft, sich von den Papieren zu trennen, dürfte daher besonders groß sein.

„Die Corona-Krise und die volatilen Märkte haben unsere Kunden nicht vom Wertpapierhandel abgeschreckt. Ganz im Gegenteil, viele haben die Situation zum Börseneinstieg genutzt. Insbesondere bei den Kunden unter 40 Jahren haben wir in den letzten Monaten eine stark erhöhte Nachfrage nach Depots gesehen“, so Thomas Dwornitzak, Leiter Sparen & Anlegen bei der ING Deutschland. (ahu)