Corona-Krise als Change-Beschleuniger

15.05.2020

Eva-Maria Kraus, Geschäftsführerin von NEWVIEW / Foto: © Michael Mishima

Die Corona-Krise hat den Berufsalltag branchenübergreifend auf den Kopf gestellt. Auch in der Finanzdienstleistung blieb Unternehmen nichts anderes übrig, als persönliche Kundentermine zu canceln und ihre Mitarbeiter ins Homeoffice zu schicken. Seitdem boomen vor allem Videokonferenzen, ebenso wie die Arbeit mit Online-Kollaborationstools wie Trello, Asana, Slack und Co. Aber was machen diese einschneidenden Veränderungen mit den Mitarbeitern? Ist die Arbeit wirklich so im Flow und sind alle Beteiligten happy, wie es viele Presseberichte aktuell Glauben machen? Dieser Frage bin ich im Rahmen der Umfrage „Corona Perspektiven“ auf den Grund gegangen. Die wichtigste Erkenntnis, von der auch Unternehmen in der Finanzbranche profitieren können: Die Corona-Krise wirkt als Katalysator. Jetzt tritt zu Tage, wo es Missstände im Unternehmen und in der Zusammenarbeit gibt. Daher steckt aus meiner Sicht in der aktuellen Krise – trotz aller negativen Begleiterscheinungen – auch eine wertvolle Chance. Eine Chance auf ein neues Miteinander in Unternehmen. Ob der Weg dorthin gelingt, wird sich in den nächsten Wochen entscheiden. Die wichtigste Grundvoraussetzung: Nicht einfach „business as usual“ machen, sobald alle wieder im Büro sind. Sondern sich stattdessen gemeinsam an den runden Tisch setzen und beleuchten, was in der Krise gut funktioniert hat, welche Arbeitsweisen bestehen bleiben sollten – aber auch Missstände offen ansprechen.

Corona Perspektiven

Im Fokus der Umfrage standen verschiedenste Themen wie die soziale Nähe zur Familie oder zu den Kollegen, dem Team oder den Führungskräften. Auch Bereiche wie Arbeitsbelastung, Informationsaustausch, klare Kommunikation, Wertschätzung oder Sicherheitsgefühl am Arbeitsplatz wurden beleuchtet. Die Ergebnisse offenbarten ein breites Spektrum zwischen eher negativen und sehr positiven Erfahrungen. Der Grund für diese Unterschiede liegt vor allem in der jeweils vorherrschenden Unternehmenskultur. Soll heißen: Wer bereits vor der Krise mit hoher Arbeitsbelastung, schlechtem Informationsfluss, unklarer Kommunikation und mangelnder Wertschätzung zu kämpfen hatte, verspürte in der Zeit Zuhause nochmal eine deutliche Verschlechterung der Bedingungen. In vielen Fällen hat die Corona-Krise Silogrenzen und Hierarchiemauern plötzlich verstärkt sichtbar gemacht. Entscheidend ist jetzt der Umgang mit dieser Erkenntnis. Wenn die Umfrage und Covid-19 eins deutlich gemacht haben, dann, dass das Miteinander – wenn auch digital – immer noch der beste Impfstoff gegen die VUKA-Welt ist.

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