Corona befeuert Markt für Immobilienverrentung, Rückmietverkauf & Co.

03.05.2021

Dr. Henryk Seeger, Geschäftsführer GNIW / Foto: © GNIW

Zu Hause ist es doch am schönsten. Eine Weisheit, die im Rahmen der Corona-Pandemie eine ganz neue Dimension erhalten hat. Schließlich haben die meisten Menschen in den vergangenen zwölf Monaten mehr Zeit in den eigenen vier Wänden verbracht als je zuvor. Homeoffice, Homeschooling und die verschiedenen Lockdown-Varianten haben das Zuhause 2020 zum absoluten Zentrum unseres Lebens und Handelns gemacht.

Das gilt insbesondere für die Risikogruppen: Senioren waren und sind ganz besonders von den aktuellen Umständen betroffen. Für sie hat die Sicherheit der eigenen Immobilie einen ganz neuen Stellenwert hinzugewonnen.

Gleichermaßen hat die viele Zeit, die still und unaufgeregt zu Hause verbracht wurde, viele gerade ältere Menschen auch zum Nachdenken angeregt – über ihre Lebens- und Wohnsituation und wie sie allgemein die kommenden Jahre des Ruhestands verbringen wollen. Typische Überlegungen sind: Wie kann ich aus den aktuellen Umständen das Beste herausholen, was möchte ich mir gönnen, wenn der ganze Pandemie-Wahnsinn eines Tages wieder vorbei ist? Ist jetzt vielleicht genau der richtige Augenblick, mir doch noch meinen Lebenstraum zu erfüllen – getreu dem Motto: besser spät als nie?

Eine neue Perspektive finden

Insbesondere viele ältere Menschen blühen regelrecht auf, wenn so wieder eine neue Perspektive in ihr Leben tritt, das zuletzt stark von Einschränkungen geprägt war. Ob es nun darum geht, den Garten umzugestalten, sich endlich den lang ersehnten Swimmingpool zuzulegen oder die immer wieder aufgeschobene Weltreise anzugehen – die Möglichkeiten sind vielfältig.

Das Einzige, was in diesem Moment dann noch geklärt werden muss, ist die Finanzierungsfrage: Nicht alle, aber viele Lebensträume gehen mit Kosten einher. Die Rente reicht in der Regel nur für das Nötigste, alternative Altersvorsorgeinstrumente haben aufgrund der langjährigen Niedrigzinsphase an Zugkraft wie Rendite verloren. Das ist der Moment, in denen vielen Immobilienbesitzern klar wird, dass sie bereits seit Jahren auf einem ungeheuren Vermögen sitzen: Nämlich dem im Haus oder in der Wohnung gebundenen Kapital, das in den Jahren des Besitzes noch weiter an Wert zugelegt hat – dem auch in Corona-Zeiten anhaltenden Boom auf dem Wohnimmobilienmarkt sei Dank.

Um dieses zu verflüssigen, gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Einige schließen sich quasi selbstständig wieder aus, weil sie einen Auszug aus dem geliebten Zuhause erfordern – das will die große Mehrheit der Senioren vermeiden, zumindest so lange es möglich ist.

Immobilie verkaufen, ohne auszuziehen

Mittlerweile gibt es jedoch einige Geschäftsmodelle am Markt, die einen Kompromiss anbieten: Das Haus zu gewissen Konditionen verkaufen, dabei aber dennoch darin wohnen bleiben. Dazu zählen verschiedene Verrentungsmodelle, bei denen der Kaufpreis dem Verkäufer in Form von lebenslangen Rentenzahlungen zukommt – der Haken daran ist jedoch, dass je früher ein Kunde verstirbt, er umso weniger von dem ihm zustehenden Geld erhält; und dies zudem nur in geringen Raten. Demgegenüber erhalten Eigentümer beim Immobilienteilverkauf den Kaufbetrag für einen anteiligen Immobilienverkauf unmittelbar ausgezahlt; für eventuelle Reparaturen und dergleichen müssen sie allerdings weiterhin selbst aufkommen. Beim Modell des Rückmietverkaufs hingegen kommt, neben der vollen Auszahlungssumme bei Vertragsabschluss, noch ein erhöhtes Maß an Flexibilität hinzu, da der Hausverkauf bereits zu einem günstigen Zeitpunkt komplett abgewickelt wird, während die Bewohner auf Basis eines lebenslangen Mietrechts ungehindert weiter darin leben können. Steht in einigen Jahren dann doch noch ein Umzug, etwa ins Pflegeheim an, ist zu diesem Zeitpunkt bereits alles Notwendige geklärt.

Für viele Senioren stellt die direkte Auszahlung des Kaufbetrags dabei oftmals beinahe so etwas wie einen Lottogewinn dar, schließlich geht es in der Regel um einen sechsstelligen Betrag, mit dem sie ein neues Kapitel im Ruhestand öffnen können – oder sich in Zeiten der Pandemie wenigstens darauf freuen können.

Gastbeitrag von Dr. Henryk Seeger, Geschäftsführer GNIW