China mit niedrigstem Wachstum seit vielen Jahren

18.12.2018

Aidan Yao, Senior Economist bei AXA Investment Managers / Foto: © AXA Investment Managers

Für China war 2018 ein schwieriges Jahr. Die wirtschaftlichen Rahmendaten und die Stimmung der Anleger haben sich verschlechtert, ebenso wie die Handelsbeziehungen zu den USA. Diese Entwicklung setzte chinesische Aktien sowie die Währung Renminbi (RMB) unter Druck. Innenpolitische Maßnahmen wie die Entschuldung und Kontrolle des Schattenbankenwesens waren nicht ausreichend, um den negativen Wachstumstrend umzukehren. „Die chinesische Volkswirtschaft sollte das Jahr 2018 mit einem Wachstum von 6,5 Prozent bis 6,6 Prozent und somit der niedrigsten Wachstumsrate seit der globalen Finanzkrise beenden“, prognostiziert Aidan Yao, Senior Economist bei AXA Investment Managers.

Handelsstreit schlägt 2019 voll auf die Realwirtschaft durch

2019 dürfte die Situation kaum einfacher werden. Stattdessen sollten die Auswirkungen des Handelsstreits ab Anfang 2019 voll auf die Realwirtschaft Chinas durchschlagen. Unter der Annahme eines 25-prozentigen Zolls auf Waren im Wert von 250 Milliarden US-Dollar wird das Wachstum des chinesischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) nach Berücksichtigung der direkten und indirekten Auswirkungen um rund 0,9 Prozentpunkte niedriger ausfallen. „Im Verbund mit der geringeren globalen Nachfrage werden die laufenden Handelsspannungen ein schwieriges Umfeld für chinesische Exporte schaffen, deren Wachstum 2019 nach einem soliden Jahr 2018 zum Stillstand kommt“, sagt Yao.

Die Auswirkungen des Handelskrieges sowie Chinas Neuausrichtung auf ein konsumorientiertes Wachstum sollten sich zudem auf Chinas Leistungsbilanz auswirken, die im ersten Quartal 2018 das erste Quartalsdefizit in fast 20 Jahren aufwies. 2019 wird erstmals seit 1994 ein Leistungsbilanzdefizit erwartet. Dies wird Folgen für die Weltwirtschaft haben: „China wird kein Kapital mehr exportieren, was die Nachfrage nach globalen Vermögensanlagen wie US-Staatsanleihen verringern sollte. Zudem wird das Land Kredite im Ausland aufnehmen müssen, um seine Investitionen und Schulden zu finanzieren. Dies wird die Zinsen unter Druck setzen und China volatilen globalen Kapitalflüssen aussetzen. Schließlich wird der fehlende Leistungsbilanzüberschuss für einen volatileren Wechselkurs des Renminbi sorgen“, erklärt der Experte.

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