China-Aktien: Große Chancen oder große Risiken?

10.05.2022

Vermögensverwalter Rolf Blumer / Foto: © HOPPE VermögensBetreuung

Die einfache Antwort lautet: Ja. Jetzt werden Sie zu Recht sagen, eine Oder-Frage kann nicht mit „Ja“ beantwortet werden. In diesem speziellen Fall tue ich es aber trotzdem.

Denn: China ist das Land mit der größten Einwohnerzahl weltweit. In 2021 gab es über 1,4 Mrd. Chinesen, etwas mehr als Inder und über viermal so viele Einwohner wie in den USA, dem nach der Einwohnerzahl gemessen drittgrößten Land der Welt. Ein riesiger Binnenmarkt also und eine schier unerschöpfliche Quelle motivierter Arbeitskräfte, die ihren Lebensstandard steigern wollen.

Chancenreiche Bedingungen

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von China lag 2020 bei 14.866,74 Mrd. US-Dollar. Nur die USA übertreffen diesen Wert noch. Ich rechne fest damit, dass China aber auch hier kurzfristig den Spitzenplatz belegen wird. Beim kaufkraftbereinigten globalen BIP liegt China schon heute unangefochten an der Spitze und wird gemäß Internationalem Währungsfonds den Abstand zu den nachfolgenden Nationen USA, Indien, Japan und Deutschland weiter vergrößern.

Darüber hinaus ist China eines der rohstoffreichsten Länder der Welt. China ist zum Beispiel für 85,4 % der Weltproduktion von Seltenen Erden verantwortlich, bei Wolfram sind es 81,8 % bei Antimon 80 %. Somit wird ein breit diversifiziertes Portfolio mit einer langfristige Ausrichtung an chinesischen Aktienwerten kaum vorbeikommen.

Risikoreiche Umstände

Einige Risiken, die in einer solchen Anlage stecken, sollen an dieser Stelle natürlich auch erwähnt werden. Hier allerdings alle aufzuzählen, würde sicher genauso den Rahmen sprengen, wie bei den Chancen.

Da ist als Erstes die autokratische Führung in Person des chinesischen Präsidenten Xi Jinping zu nennen. Jederzeit kann die kommunistische Regierung in China Entscheidungen treffen, die direkt oder indirekt auf die Wirtschaft des Landes einwirken. Aktuelles Beispiel ist der verhängte Lockdown in Shanghai im Rahmen der Nulltoleranz-Politik gegenüber dem COVID-19 Virus. Der weltgrößte Containerhafen ist von jetzt auf gleich quasi stillgelegt. Was zu massiven Störungen in den eh schon angeschlagenen weltweiten Lieferketten führt. Dies kümmert die chinesische Führung aber offensichtlich wenig. Dennoch wird Xi Jinping, alleine um seine Macht zu erhalten, langfristig alles dafür tun, das Wirtschaftswachstum in China stabil zu halten.

Die Immobilienkrise schwelt im Land der Mitte weiter und ist noch lange nicht gelöst. Der angeschlagene Immobilienkonzern Evergrande ist hier möglicherweise nur die Spitze des Eisberges. Der Umgang mit dem Klimawandel ist insbesondere für China und seine Wirtschaft eine riesige Herausforderung. So werden die obengenannten Rohstoffvorräte in China unter Bedingungen gefördert, die mit unseren Maßstäben gemessen, unvorstellbar sind.

Sie sehen, Gründe genug, um eine Oder-Frage mit Ja zu beantworten.

Fazit

Aber was ist zu tun: Ein Direktinvestment in chinesische Aktien empfehle ich nicht. Hier halte ich die Risiken definitiv für zu hoch bzw. für zu schlecht kalkulierbar. Auch einen ETF, der passiv einen chinesischen Index nachbildet, halte ich nicht für die beste Wahl. Ich empfehle Ihnen, wenn Sie in China investieren möchten, suchen Sie sich einen aktiv gemanagten Fonds einer renommierten Gesellschaft mit guter Asienexpertise aus. Empfehlenswert ist zudem ein erfahrener, bestenfalls asiatisch-stämmiger Fondsmanager, der mit der chinesischen Mentalität vertraut ist.

Kolumne von Rolf Blumer, HOPPE VermögensBetreuung GmbH & Co.KG, in Menden