BU – Herausforderung für Vertrieb und Versicherer

01.10.2014

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Das existenzielle Risiko, berufsunfähig zu werden, kann jeden treffen – jeder Vierte arbeitet nicht bis zum Ende seines Arbeitslebens. Ein Grund mehr, Berufsunfähigkeit anzusprechen. Innovative, neue Ergänzungsbausteine liefern Mehrwerte.

Eine wichtige Tätigkeit im Vertrieb Versicherungen ist, Menschen zu verdeutlichen, dass es wichtig ist, sich gegen das Risiko des Eintritts einer Berufsunfähigkeit (BU) abzusichern. Diese Situation ist lösbar.

Nach dem Prinzip „Einfach machen durch einfach machen" hilft in der Praxis eine kleine Geschichte. Angenommen, in einem Hochhaus stehen vier Aufzüge zur Verfügung. Vor den vier Aufzugstüren liegt ein Warnschild am Boden „Dieser Aufzug ist defekt". Doch leider ist es keinem der Aufzüge direkt zuzuordnen. Würden Sie jetzt einen Aufzug nutzen oder lieber das Treppenhaus wählen? Die Aufzüge entsprechen dem Risiko, berufsunfähig zu werden. Das Risikoverhältnis ist vier zu eins. Das Treppenhaus entspricht einer Versicherungsdeckung. Es ist in jedem Fall der sichere Weg.

Mit dem Beispiel kann verdeutlicht werden, warum eine BU-Versicherungsdeckung eine sichere Wahl ist. Doch zunächst gilt es, die größte Herausforderung zu lösen. Welcher Versicherer trägt das Risiko und akzeptiert den Kunden als Versicherungsnehmer? „Sobald Vorerkrankungen vorliegen, ist das für uns Makler nur noch im Rahmen von betrieblichen Gruppenverträgen lösbar. Im Einzelfall scheuen Versicherer das Risiko. Hinter dem klaren Wunsch der Mandantschaft nach einer BU-Absicherung verbirgt sich eine Herausforderung im Einkauf, denn nur wenige Versicherer sind bereit, BU-Risiken bei Verdacht auf geringste Vorerkrankungen zu decken", erläutert Andreas Brunner, Versicherungsmakler und Vertriebsvorstand der VEMA e.G. auf finanzwelt-Anfrage.

Neue Produktinnovationen beleben den Markt. Das betriebliche Demografie-Management umfasst die Bereiche Betriebsrente, Gesundheitsvorsorge, Berufsunfähigkeitsschutz und jetzt auch die Kombination mit der privaten Pflegeversicherung. Laut den Zahlen des Bundesministeriums für Gesundheit und nach Angaben des GDV Gesamtverbandes der Versicherungswirtschaft verfügen nur 3 % der Deutschen über private Pflegepolicen. Laut GDV stieg die Anzahl der selbständige BU-Versicherungsverträge in 2013 in Deutschland von 2,83 auf 3,6 Millionen. Die Zahl der Policen mit ergänzendem BU-Schutz senkte sich von 13,82 auf 13,37 Millionen Policen. Die BU hat sich laut einer Sonderauswertung des Statistischen Bundesamtes für den GDV in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen Pfeiler der privaten Risikovorsorge entwickelt. Aktuell ist in gut 30 % der deutschen Haushalte, in denen der Haupteinkommensbezieher jünger als 65 Jahre ist, eine private BU vorhanden. Überdurchschnittlich häufig besteht eine BU-Deckung in Familienhaushalten. 45 % der Paare mit Kindern sichern sich gegen BU ab, während dies nur auf knapp jeden fünften Paarhaushalt ohne Kinder und auf lediglich 14 % der Singles zutrifft. „Die Zahlen belegen, dass es in der Bevölkerung durchaus ein Bewusstsein für die existenziellen Risiken der Berufsunfähigkeit gibt. Dies gilt insbesondere für die jüngere Generation. Offenbar ist hier die Botschaft angekommen, dass die gesetzliche Erwerbsminderungsrente im Fall der Fälle keinen adäquaten Einkommensausgleich mehr bietet", so Peter Schwark, Experte für BU und Mitglied der GDV-Hauptgeschäftsführung. 42 % der Haushalte mit einem Hauptverdiener zwischen 25 und 35 Jahren haben eine BU. In der Altersgruppe von 35 bis 50 Jahren liegt der Wert noch bei 37 %. Gut 40 % der Haushalte mit monatlichen Nettoeinkommen zwischen 3.200 Euro und 5.000 Euro verfügen über (mindestens) eine BU. In Haushalten mit Einkommen über 5.000 Euro liegt der Verbreitungsgrad sogar bei annähernd 50 %. Unterhalb der Einkommensschwelle von 3.200 Euro sinkt die Verbreitung der privaten BU jedoch deutlich.

Die Kündigung von Lebensversicherungen hinterlässt Spuren und die Assekuranz reagiert mit neuen BU-Kombiprodukten am Markt. Die Barmenia bspw. kombiniert BU-Leistung und Pflege. „Berufsunfähigkeit und Pflege: Beides verändert unser Leben einschneidend. Das Risiko einer Berufsunfähigkeit besteht während des gesamten Berufslebens. Durch einen Unfall oder eine Krankheit können bereits junge Menschen schnell auch zum Pflegefall werden. Hinzu kommt, dass in unserer alternden Gesellschaft das Risiko steigt, pflegebedürftig zu werden. Aktuell sind es 2,45 Millionen Menschen. Bis 2050 dürfte die Zahl auf 4,23 Millionen Betroffene steigen. Die Entwicklung ist alarmierend. Insofern bewegt das Thema. Mit der ‚Barmenia BU Pflege Plus' haben wir nun ein Produkt entwickelt, das doppelt sichert. Und zwar gegen die finanziellen Folgen einer Berufsunfähigkeit und zugleich gegen die finanziellen Folgen einer Pflegebedürftigkeit – während des Berufslebens und im Ruhestand", so die Barmenia zu der neuen Lösung. Barmenia-Vertriebsvorstand Frank Lamsfuß erläutert: „Das neue Produkt ist eine einzigartige Kombination und befreit den Kunden aus dem Dilemma, sich ausschließlich gegen Berufsunfähigkeit oder Pflegebedürftigkeit abzusichern. Die ‚Barmenia BU Pflege Plus' bietet einen hoch- und vollwertigen Versicherungsschutz – bei Berufsunfähigkeit und im Pflegefall. Zudem sind die Leistungen beider Bausteine optimal aufeinander abgestimmt. Es gibt keine Doppelversicherung und keine Versicherungslücken."

BU-Lösung und Invaliditätsschutz kombinieren. Wo die Berufsunfähigkeitsversicherung aufhört, fängt die funktionelle Invaliditätsversicherung an. Sie empfiehlt sich bei Vorerkrankungen, im fortgeschrittenen Alter oder für typische Berufe mit hoher Unfallgefahr. Diese Variante haben die LV 1871 und die Badischen Versicherungen (BGV) aus Karlsruhe gemeinsam entwickelt. Die BU-Lösungen der Tarifkombination „Golden BU" sind konzipiert für Angestellte, Akademiker oder Handwerksmeister und für Berufstätige mit langjähriger Ausbildung, hoher Qualifikation und in Führungspositionen. Können diese ihre berufliche Tätigkeit nicht mehr ausführen, bekommen sie im Leistungsfall eine monatliche Rente. Den Invaliditätsschutz gibt es auch als Ergänzung zu einer bestehenden BU-Police. (db)

Berufsunfähigkeitsversicherung - Printausgabe 05/2014