Brexit-Nachwirkungen

05.07.2016

Michael Beck,

Die Nachwirkungen der Brexit-Entscheidung in Großbritannien treten so langsam zutage. Die deutsche Regierung streitet sich, wie das künftige Europa auszusehen hat, Europa findet keine einheitliche Antwort auf die Frage, wie nun mit dem Königreich zu verfahren ist, und nicht nur die deutsche Automobilindustrie sorgt sich um den Absatzmarkt Großbritannien.

Dies sind die ersten Auswirkungen der Unsicherheit, die mit der Entscheidung des britischen Volkes, die Europäische Union zu verlassen, die Finanzmärkte erfasst hat. Zwar erholten sich die Aktienmärkte nach den ersten Panik-Tagen etwas, aber die Stimmung scheint erst einmal angeschlagen. Währenddessen erleben die Briten konsterniert, dass die Hauptprotagonisten des Brexits, die Politiker Boris Johnson und Nigel Farage, sich nun heimlich, still und leise von dem Scherbenhaufen wegschleichen, den sie verursacht haben. Großdemonstrationen in London gegen den Brexit und die offene Spaltung des Landes ließen sie wohl zur Überzeugung kommen, dass die riesige Arbeit und die vielen Probleme, die mit dem EU-Austritt verbunden sind, doch lieber anderen zu überlassen sind. Ein Eingeständnis, dass den falschen Versprechungen und populistischen Argumenten keinerlei Masterplan zugrunde lag. Die Unsicherheiten in der Finanzwelt wachsen dadurch natürlich eher noch. Kritiker von Volksbefragungen jeder Art dürfen sich bestätigt fühlen. Solange sachliche Diskussionen nicht im Zentrum stehen, sondern Emotionen durch verkürzte populistische Argumente geschürt werden, können noch weitere böse Überraschungen in Europa auf uns warten. Viele Populisten stehen bereits in den Startlöchern. Dennoch bieten sich für antizyklische Investoren auf den gedrückten Bewertungsniveaus zunehmend Einstiegsmöglichkeiten in interessante, weltweit diversifizierte Anlagelösungen auf Aktienbasis.

Die Marktmeinung aus Stuttgart von: Michael Beck, Bankhaus ELLWANGER & GEIGER KG