"Brexit: Ein Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück?"

23.11.2018

Daniel Kehrbach, CIO von Merck Finck Privatbankiers / Foto: © MerckFinck

Auch wenn die britische Premierministerin von einem großen Schritt vorwärts spricht: Nicht jeder ist davon überzeugt, dass uns die erste Einigung, die gestern über einen Entwurf einer "politischen Erklärung" erzielt wurde, einem endgültigen Brexit-Deal wirklich näher bringt.

Am 29. März 2019 wird die Brexit-Uhr, die zwei Jahre zuvor  zu ticken begann (wir erinnern uns an die Berufung auf Artikel 50 des EU-Vertrags), für Großbritannien Mitternacht schlagen.

Gestern erklärte Premierministerin Theresa May, dass ihr Land und die Europäische Union einem endgültigen Brexit-Deal vor diesem Stichtag einen großen Schritt näher gekommen seien. Mays Ankündigung folgte auf eine Einigung mit der EU über einen Entwurf einer "politischen Erklärung", die dargelegt, wie Handel, Sicherheit und andere Fragen nach dem Rückzug des Vereinigten Königreichs aus der Union behandelt werden sollen.

Am Sonntag werden sich die Staats- und Regierungschefs der EU in Brüssel versammeln. Dort wollen sie sowohl über diese politische Erklärung - eine rechtlich unverbindliche Grundsatzerklärung - als auch über das viel kritischere "Rücknahmeabkommen" abstimmen, das letzte Woche im Entwurf vereinbart wurde.

Wenn die EU diese Dokumente billigt - was allgemein erwartet wird, obwohl Spanien zusätzliche Klarheit über die Zukunft von Gibraltar anstrebt - muss das britische Parlament dieselben Dokumente genehmigen. Für die angeschlagene May-Regierung dürfte dies ein harter Kampf werden.

Wenn das Parlament bis zu seinem selbstgesetzten Termin am 21. Januar 2019 keinem Plan zustimmt, steigt die Wahrscheinlichkeit eines "harten Brexits" signifikant.

In einem solchen Szenario prognostizieren Ökonomen eine ganze Reihe möglicher Folgen: von einer kurzfristigen Rezession bis hin zu einem längerfristigen Rückgang. Die Inflation würde in Großbritannien wahrscheinlich kurzfristig ansteigen. Für die Bank of England wäre dies in der Tat eine schwierige Situation, wenn das Wachstum zum Stillstand kommen und die Inflation ansteigen würde.

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