Branche blickt gestärkt nach vorne

28.09.2018

Lars Brandau, Geschäftsführer Deutscher Derivateverband / Foto: © Deutscher Derivateverband

Der jährlich stattfindende Deutsche Derivate Tag ist der Pflichttermin für die Zertifikate-Branche. Hier diskutieren Entscheider über aktuelle Politik- und Finanzmarktthemen. So auch in 2018. Der bekannte Politikjournalist Hans-Ulrich Jörges und die Bundestagsabgeordnete Bettina Stark-Watzinger nutzten die Gelegenheit um Klartext zu sprechen. Eine Bestandsaufnahme mit Lars Brandau, Geschäftsführer Deutscher Derivate Verband, 10 Jahre nach Lehman.

finanzwelt: Herr Brandau, welche Eindrücke nehmen Sie vom diesjährigen Derivate Tag mit?

Brandau: Der Derivate Tag ist zur Tradition geworden, zu einem Stelldichein der Branche für strukturierte Wertpapiere, aber auch andere Teile der Politik sowie des Finanzplatzes. In diesem Jahr bereits zum zehnten Mal; das hätten nach der Lehman-Pleite damals auch nur wenige vermutet. Es ist vor allem eine Netzwerkveranstaltung, bei der zwischen den hochkarätigen Referenten ausreichend Zeit für alle bleibt, sich untereinander auszutauschen. Der offene Diskurs sorgt für mehr gegenseitiges Verständnis füreinander. Gerade der Austausch mit Politikern, Vertretern aus der Wissenschaft, den Medien oder eben den Emittenten ist ein wesentlicher Bestandteil des allgemeinen Meinungsbildungsprozesses.

finanzwelt: Ist "Lehman" denn überhaupt noch ein Thema am Markt?

Brandau: Das hängt stark davon ab, wen Sie fragen. Für die Emittenten ist es im Tagesgeschäft lange schon kein Thema mehr. Die Zertifikate-Produzenten waren immer service-orientiert und haben Produkte auf den Markt gebracht, die von Kunden nachgefragt wurden. Unstrittig ist jedoch, dass die Anleger heute deutlich genauer hinschauen und auch klare Antworten auf berechtigte Fragen erwarten. Anleger, die ein Produkt nicht verstehen, kaufen es im Zweifel eben auch nicht. Beratungsaffine Kunden erwerben überwiegend simple Kapitalschutz- oder Teilschutzprodukte als Zinsersatz. Selbstentscheider sind durchaus bereit, für eine höhere Rendite auch höhere Risiken in Kauf zu nehmen.

finanwelt: Welche Produkte werden denn im derzeitigen Marktumfeld besonders nachgefragt?

Brandau: Strukturierte Wertpapiere haben gegenüber allen anderen Finanzprodukten den Vorteil, dass Anleger mit ihnen in jeder Marktphase Renditen erzielen können. Aktuell ist Kapitalschutz bei den Anlageprodukten wieder zunehmend ein Thema. Das in sie investierte Volumen ist in den zurückliegenden Monaten stetig angestiegen. Das hat natürlich mit den verbesserten Konditionen zu tun, zu denen die Emittenten diese Produkte begeben können. An den Kapitalmärkten ist aktuell kein eindeutiger Trend in die eine oder die andere Richtung erkennbar, was beispielsweise auch Discount-Papieren zu Gute kommt. Diese gewähren einen Abschlag (Discount) auf den aktuellen Kurs des Basiswertes, sodass mögliche Kursverluste des Basiswertes abgefedert werden. Im Gegenzug ist allerdings die Teilhabe an einem Kursanstieg durch den sogenannten Cap begrenzt.

finanzwelt: Insofern aktuell gute Vorzeichen für Ihre Branche?

Brandau: Grundsätzlich ja. Für jede Marktmeinung gibt es ein passendes Strukturiertes Produkt; insofern bereichert das Universum der Kapitalmarktprodukte jedes ertragreiche und breit gestreute Portfolio. Der Blick auf die überragend große Produktpalette an Anlage- und Hebelprodukten kann sich für jedermann lohnen.