Börsenhandel: Vorsicht, Emotionen!

27.07.2016

Jeder dritte Wertpapieranleger ist der Meinung, dass die Börsenkurse in erster Linie von Fakten beeinflusst werden, so eine aktuelle Postbank Umfrage. Wer jedoch den Einfluss der Gefühle auf Anlageentscheidungen unterschätzt, ist klar im Nachteil.

(fw/rm) "Die Börse reagiert gerade mal zu zehn Prozent auf Fakten. Alles andere ist Psychologie." So ein Zitat von André Kostolany. Der Börsenguru bringt es auf den Punkt: Das Auf und Ab an den Finanzmärkten lässt sich nur zu einem kleinen Teil rational erklären. Für den Rest ist der "Faktor Mensch" verantwortlich, der Ängste, Hoffnungen und irrationale Motive mit ins Spiel bringt. Befragt nach dem Einfluss von Gefühlen auf die Börsenkurse spalten sich die deutschen Wertpapierbesitzer in zwei Lager. Laut einer aktuellen TNS-Emnid-Umfrage im Auftrag der Postbank unter 2.467 Personen sind 35 Prozent der Meinung, dass Börsenkurse in erster Linie von Fakten beeinflusst werden, 28 Prozent machen maßgeblich Emotionen für die Entwicklung verantwortlich und 25 Prozent meinen, dass Fakten und Emotionen die Kurse gleichermaßen beeinflussen. „Je länger die Wertpapieranlage läuft, desto mehr spielen Fakten bei der Kursentwicklung eine Rolle, etwa ob ein Unternehmen über die Jahre und Jahrzehnte tatsächlich erfolgreich wirtschaftet. Kurzfristige Anlagen von unter einem Jahr werden dagegen überwiegend von den psychologischen Aspekten bestimmt“, erläutert Manfred Hübner, Experte für Verhaltensökonomie und Geschäftsführer vom Marktforschungsinstitut Sentix. Ein psychologischer Stolperstein, über den viele, auch erfahrene Anleger straucheln, ist die Angst vor Verlusten. Gewinne werden zu früh mitgenommen und Verluste ausgesessen, bis sich in letzter Konsequenz nur noch Nieten im Depot befinden. Zudem tendieren Anleger dazu, Wertpapiere zu kaufen, wenn die Kurse steigen, und zu verkaufen, wenn sie fallen. "Die Geldpsychologie unterscheidet sich grundsätzlich von der Alltagspsychologie", so Manfred Hübner. Auf einem Wochenmarkt würde niemand auf die Idee kommen, Tomaten zu kaufen, die als besonders teuer angepriesen werden. Auf dem Börsenparkett sähe das anders aus – das solle sich jeder Anleger bewusst machen. Eine weitere Besonderheit: Wer beispielsweise ein Haus kauft, kann sich nicht ohne Weiteres laufend über den Wert der Immobilie informieren. Bei Wertpapieren kann man zu jeder Zeit auf den Cent genau erfahren, was für sie gerade bezahlt wird – das kann zu Stress und Angst und damit zu irrationalem Handeln führen. "Je öfter man die Börsenkurse überprüft, desto seltener bekommt man Kursgewinne gezeigt", sagt Manfred Hübner. "Würde man sich nur alle zehn Jahre über die Kurse informieren, lägen Aktien in 70 bis 80 Prozent der Fälle im Gewinn. Prüft man die Kurse dagegen einmal im Jahr, sind es nur noch circa 60 Prozent, und bei täglicher Überprüfung nur noch 50,1 Prozent mit Kursplus." Doch wie die psychologischen Hindernisse umschiffen? "Zunächst muss man sich bewusst machen, welcher Anlagetyp man ist, sich auf dieser Grundlage eine Strategie zurechtlegen und dann konsequent befolgen", rät der Verhaltensökonom. "Dies erfordert einiges an Selbstdisziplin; beispielsweise immer dann zu verkaufen, wenn ein Wert unter eine zuvor gesetzte Marke rutscht. Wichtig ist, diese Regeln zu überprüfen und das Anlageverhalten laufend zu kontrollieren." www.postbank.de