BGV hebt ab - Hagelschutz von oben

28.07.2016

(v.l.n.r.) Franz Benz

Die BGV-Versicherungen helfen Landwirten aus der Luft. Der Versicherer unterstützt die Abwehr von Hagel-Unwetter per Flugzeug. Die Technik ist aktive Prävention, so sind gute Versicherer unterwegs.

2016-07-29 (fw/db) Es gab schon lange keinen Sommer mehr mit so vielen Unwettern und Gewittern. Nicht nur sintflutartiger Regen, auch Hagel kam vom Himmel. Bei entsprechender Wetterlage können in kürzester Zeit Hagelkörner von der Größe eines Apfels entstehen und enorme Schäden anrichten. Die Hagelabwehr Ortenau e. V. und der Badische Gemeinde-Versicherungs-Verband (BGV) setzen nun gemeinsam einen zweiten Hagelflieger ein, der vor den Eiskörnern schützen soll. Heute wurde er auf dem Baden-Airpark vorgestellt. Franz Benz, der Vorsitzende der Hagelabwehr Ortenau e. V., Pilot Frank Kasparek und Professor Edgar Bohn, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des BGV, führten den Flieger vor und erklärten die Funktionsweise im Detail. Die Cessna 182 wurde für ihren Einsatz eigens umgebaut und mit Aceton-Generatoren ausgestattet, aus denen die Gewitterwolken mit Silberjodid „geimpft“ werden. So stehen die Chancen gut, dass der Wasserdampf in den Wolken gar nicht gefriert, sondern als Regen oder Matsch auf die Erde fällt und somit keinen Schaden mehr anrichten kann. „Wir freuen uns sehr, dass der BGV nun Mitglied unseres Vereins ist und wir dadurch einen weiteren Hagelflieger beauftragen konnten. Unsere Mitglieder sind vor allem Landwirte und Winzer – und die wissen den Schutz durch den Hagelflieger sehr zu schätzen“, sagte Franz Benz auf dem Baden-Airpark vor der Presse. Der BGV engagiert sich bereits seit vielen Jahrzehnten auf vielfältige Weise in der aktiven Schadenverhütung. „Der Hagelflieger ist ein ganz besonderes Beispiel dafür, wie wir versuchen, Schäden von vornherein zu vermeiden. Wir erhoffen uns davon natürlich auch weniger durch Hagel beschädigte Autos in den Städten“, so Professor Edgar Bohn. Das bisherige Schutzgebiet der Hagelabwehr Ortenau wird nun um das Stadtgebiet von Karlsruhe erweitert. Durch die vielen Unwetter in diesem Sommer war der Hagelflieger bereits 13 Mal im Einsatz. Beide Flugzeuge sind am Baden-Airpark stationiert. Drei bis vier Piloten sind für die Zukunft eingeplant, berichtete Frank Kasparek. Eine zentrale Rolle für den Einsatz des Hagelfliegers spielt der Wetterdienst. Sobald alle fünf Minuten Warnmails eingehen und die Niederschlagsmenge von 20 Millimeter pro Stunde überschritten wird, machen die Piloten die Hagelflieger startklar. Während des Flugs werden die Wetterdaten laufend über ein Satellitensystem in das Flugzeug übermittelt.

Wie entsteht Hagel?

Damit Hagel entstehen kann, müssen verschiedene Faktoren zusammenkommen: Zum einen braucht es starke Auf- und Abwinde sowie ein großes Temperaturgefälle der Luftmassen mit kalter Luft in hohen Lagen, zum anderen ausreichend feuchte und warme Luft als Energielieferant. Durch die Auf- und Abwinde entstehen mächtige Gewitterwolken mit großer vertikaler Ausdehnung. Die feuchtwarme Luftmasse kondensiert und lagert sich an sogenannten Kondensationskernen als Eiskristalle an. In einem Temperaturbereich von -10°C finden diese Voraussetzungen um sich zu vergrößern. Durch die Auf und Abwinde können die Hagelkörner immer weiter wachsen, bis sie aus der Wolke als Hagel herausfallen.

Wie wirkt Silberjodid?

Silberjodid ist ein Salz, dessen Kristallstruktur der von Eiskristallen sehr ähnlich ist. Ein Hagelflieger kann das Silberjodid unterhalb der Wolke im Bereich starker Aufwinde platzieren. So entstehen in der Wolke viele zusätzliche Kondensationskerne, an denen sich bereits vorhandene Eiskristalle in der Wolke anheften. Diese Eiskristalle werden nicht so groß, sie fallen früher aus der Wolke und erreichen so den Boden als Regen oder kleinkörniger Hagel.

Studien zur Wirksamkeit

Es gibt verschiedene Studien über die Wirksamkeit der Hagelabwehr. So hat beispielsweise das KIT (Karlsruher Institut für Technologie) die Wirkung der Impfung anhand von Hagelereignissen im Raum Stuttgart in den Jahren 2007 bis 2009 untersucht. Dabei zeigte sich, dass bei guten Bedingungen die Größe der Hagelkörner und die Hagelmenge reduziert werden konnten.