Bekenntnis zum dualen Gesundheitssystem!

09.01.2018

Rolf Schünemann, Vorstandsvorsitzender der BCA AG / Foto: © BCA

Vom Ausland immer wieder gelobt und bewundert, in seiner Heimat turnusmäßig an den Pranger gestellt. Trotz jahrzentelangem erfolgreichen Nebeneinander von gesetzlicher und privater Krankenversicherung (GKV und PKV), gerät das duale Gesundheitssystem hierzulande immer wieder unter kritisches Sperrfeuer. Unbezahlbar wären die Prämien der privaten Krankenkassen im Alter. Zudem würden sich durch das PKV-System all die jungen Gutverdiener der GKV-Solidargemeinschaft entziehen und dieses damit entscheidend schwächen. Bei alledem und dazu spätestens seit Niedrigzins und Überalterung der Gesellschaft habe sich das duale System zwischenzeitlich selbst überholt und sei unkorrigierbar fehlerbehaftet. Stimmt das?

Es klingt mitunter paradox. Das deutsche Gesundheitssystem zählt unstrittig zu den Besten weltweit. Allen Versicherten steht ein flächendeckendes Netz von renommierten Kliniken und erstklassigen Ärzten bei schneller Versorgung zur Verfügung. Diese internationale Spitzenposition verdanken wir nicht zuletzt dem eingespielten Nebeneinander von GKV und PKV. Und so verwundert denn auch nicht weiter, dass etwa jüngster Allensbach Umfrage zufolge die Zufriedenheit der Bürger mit medizinischer Versorgung bei historischen Spitzenwerten liegt. Zudem sind laut neuester Continentale-Studie 71 % der privat Versicherten mit dem Preis-Leistungsverhältnis des Gesundheitswesens absolut zufrieden. Bei alledem festige nach Meinung der meisten Menschen dabei ausgerechnet das bestehende duale Gesundheitssystem unser erstklassiges Versorgungsniveau. Dennoch kritisieren insbesondere Befürworter einer Einheits-Bürgerversicherung wiederholt die private Krankenversicherung, da sie unfair, riskant und zudem nicht reformierbar sei. Folgt man dieser folgenschweren Bewertung, könne man Im Grunde genommen gleich ganz auf die PKV verzichten.

Voreingenommenes „Kaputtreden“ gilt nicht: Was bei aller Kritik immer wieder gerne außen vor gehalten wird – im Gegensatz zum hiesigen zweigliedrigen System tendieren Länder, in denen die Krankenversicherung durch ein Einheitssystem reglementiert ist, zu einer deutlicheren Rationierung. Dort findet man in der Regel eine medizinische Grundversorgung auf vergleichsweise niedrige(re)m Niveau. Spitzenmedizin bewegt sich dabei oft genug außerhalb der Einheitsversorgung und ist nur gegen kräftig Extra-Cash zu bekommen. Das Resultat: Eine echte Zwei-Klassen-Medizin. Doch trotz all dieser Vergleichsmöglichkeiten um uns herum, wollen die Negativschlagzeilen hierzulande kein Ende nehmen. Noch im August letzten Jahres ließ etwa Karl Lauterbach, gesundheitspolitischer Sprecher der SPD, verlauten, dass sich die Beiträge für Nicht-Beamte in den nächsten 10 Jahren verdoppeln würden. Wesentlicher Treiber dieser Entwicklung seien – nebst steigender Ausgaben für Gesundheit auf der Kostenseite im Allgemeinen – insbesondere die derzeitigen, durch die EZB getriebenen Zinsauswirkungen auf der Einnahmeseite der Krankenversicherer. So müsse sich die Versicherungswirtschaft immer mehr anstrengen, um den üblichen Kalkulationszinssatz von 2,75 % zu erzielen. Zudem verursache der Niedrigzins schrumpfende Nettorenditen betreffend Altersrückstellungen.

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