Baufinanzierer werden optimistischer

14.09.2020

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Die Corona-Krise hinterlässt auch im Markt für Immobilienfinanzierungen ihre Spuren. Hier offenbaren sich aber inzwischen auch deutliche Hoffnungsschimmer. Die Veränderungen der vergangenen Monate zeigen sich besonders beim Finanzierungsfokus.

Unter den deutschen Immobilienfinanzierern macht sich immer mehr Hoffnung breit. Das zeigt das aktuelle BF.Quartalsbarometer, das im dritten Quartal um 7,27 Punkte gegenüber dem Vorquartal auf minus 15,24 Punkte stieg. Die Corona-Krise war ein wesentlicher Grund dafür, dass das Barometer zuvor so deutlich ins Minus gerutscht war. Für das verbesserte Stimmungsbild ist u.a. die allgemeine Lage an den Finanzmärkten ausschlaggegend. So schätzten nur noch 60 % der Befragten die Lage als restriktiver ein, im Vorquartal waren es noch 80 %. Deutlich positiver wird zudem die Entwicklung des Neugeschäfts wahrgenommen. So erwarten nur 33 % der befragten Institute ein abnehmendes Neugeschäft, 25 Prozentpunkte weniger als bei der Befragung im zweiten Quartal. Auch die Zahl der Befragten, die mit stagnierenden Bedingungen rechnen, hat deutlich zugenommen: So liegt diese mit 44 % um 19,4 Prozentpunkte über der Untersuchung drei Monate vorher. Zum verbesserten Stimmungsbild tragen auch verbesserte Refinanzierungskosten bei. So erwarten ein Drittel sinkende Refinanzierungsaufschläge, 33 Prozentpunkte mehr als bei der letzten Befragung. Von steigenden Refinanzierungsaufschlägen gehen nur noch 18,5 % aus, ein Rückgang um 64,5 Prozentpunkte gegenüber dem Vorquartal. Stagnierende Liquiditätskosten erwarten 48 % der Befragten, 31,5 Prozentpunkte mehr als bei der Vorquartalsuntersuchung.

Eine Novum gab es beim Neugeschäft, wo erstmals die Risikominimierung als wichtigster Punkt angegeben wurde: Für 20,5 % ist das entscheidende Punkt, bei der Vorquartalsuntersuchung war es das noch für 18 %. Deutlich an Bedeutung verloren hat hingegen die Generierung von Neukunden, die mit 9,1 % deutlich unter dem Durchschnitt der vergangenen Untersuchungen liegt. „Derzeit steht für die Institute die Risikominimierung im Fokus, nicht die Gewinnung von Neukunden. Dass nun ein Teil der Marktakteure ihre Kreditvergabe reduziert, bewirkt aber keinen Engpass auf dem Immobilienfinanzierungsmarkt. Da Deutschland ohnehin ‚overbanked‘ ist, bedeutet dies eher eine Rückkehr zur gesunden Normalität auf dem gewerblichen Immobilienfinanzierungsmarkt“, so Professor Dr. Steffen Sebastian, Inhaber des Lehrstuhls für Immobilienfinanzierung an der IREBS, Universität Regensburg und wissenschaftlicher Berater des BF.Quartalsbarometers, der die Ergebnisse gemeinsam mit Torsten Hollstein, Geschäftsführer von CR Investment Management, Thomas Jebsen, Vorstandsmitglied der DKB und Manuel Köppel, CFO der BF.direkt AG, im Rahmen einer Online-Pressekonferenz vorstellte.

„Wie erwartet war die extreme Barometer-Bewegung des Vorquartals eine vorübergehende Momentaufnahme auf dem Höhepunkt des Shut Down in Deutschland. Die deutliche Verbesserung des Quartalsbarometerwerts überrascht mich nicht, denn derzeit ist das laufende Geschäft deutlich besser als es die allgemeine Stimmungslage vermuten lässt. Die Zurückhaltung vieler Finanzierer birgt auch Chancen. Da nicht mehr jeder alles finanziert, kommt nun wieder die Zeit der Immobilienfinanzierungsbroker“, ergänzt Manuel Köppel.

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