Asien bietet Potenziale für Investmentmanager

15.06.2016

Neil Dwane

Der Ausblick für die asiatischen Kapitalmärkte war das zentrale Thema einer Konferenz mit Investmentstrategen und Portfoliomanagern von Allianz Global Investors (AllianzGI) in Berlin. Die "Jagd nach Einkommen" ist angesichts der anhaltenden finanziellen Repression inzwischen ein globales Phänomen geworden.

(fw/rm) In diesem Zusammenhang stellt Neil Dwane, Global Strategist AllianzGI, fest, dass „Asien weiterhin großes Potenzial bietet." Die Frage ist, ob die Strukturen geeignet sind, das Potenzialwachstum zur Entfaltung zu bringen? Der Ausblick für die asiatischen Kapitalmärkte war das zentrale Thema einer Konferenz mit Investmentstrategen und Portfoliomanagern von Allianz Global Investors (AllianzGI) in Berlin. Die "Jagd nach Einkommen" ist angesichts der anhaltenden finanziellen Repression inzwischen ein globales Phänomen geworden. Raymond Chan, CIO Equity Asia Pacific bei AllianzGI, sagt: „Wir sehen Reformen in der Region, der Fortschritt ist aber nicht so schnell, wie vom Markt erwartet. Beispiel China: Die hohe Verschuldung stellt ein wesentliches Risiko für die Region dar. Ohne weitere Reformen wird es China nicht gelingen, sich von seinem bisherigen, nicht mehr zukunftsträchtigen Wachstumsmodell zu lösen. Die Sorgen um die chinesische Wirtschaft und die Marktturbulenzen seit Mitte 2015 haben zu einer Neubewertung asiatischer Aktien geführt. Insgesamt dürften die Aussichten weiterhin wechselhaft bleiben, sodass sich interessante Möglichkeiten für Stockpicker bieten. Small und Mid Caps weisen deutlich bessere Wachstumschancen als Large Caps auf. Immer mehr Unternehmen in Asien kaufen eigene Aktien zurück oder erhöhen die Dividendenausschüttungen. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der Dividendenzahler unter den asiatischen Unternehmen vervierfacht.“ Christina Chung, Head of China Equities bei AllianzGI, erläutert: „China zeigt zwar konjunkturell Schwächen, das Risiko eines systemischen Zusammenbruchs ist aber begrenzt. Peking ist nicht besonders gut darin, Reformen kommunikativ zu begleiten. Momentan ist allerdings schwer vorstellbar, was die Konjunktur wieder schnell beschleunigen kann. Dass viele in Hongkong gelistete Unternehmen verstärkt eigene Aktien kaufen, könnte ein Indikator dafür sein, dass wir den Tiefpunkt erreicht haben. Seit 2015 notieren die in Hongkong gelisteten H-Shares mit einem erheblichen Abschlag gegenüber ihren auf dem Festland gehandelten A-Shares. Chinas Unternehmen werden darüber hinaus immer aktiver bei grenzüberschreitenden Übernahmen (M&A), um sich Know-how aus den entwickelten Märkten zu sichern und ihre Produktqualität zu verbessern. Mit 90 Transaktionen in 2015 hat sich die Anzahl der Übernahmen von ausländischen High-Tech-Unternehmen im Vergleich zu 2014 fast verdoppelt."

Folge dem Verbraucher

Kunal Ghosh, Senior Portfolio Manager Emerging Market Equities bei AllianzGI, sagt: „Das Wachstum in Asien wird zunehmend vom Konsum und weniger von Investitionen getragen. Der konsumnahe Bereich hat noch deutlich Luft nach oben, wenn man die aktuelle Bewertung und die vergangene Konjunkturzyklen aus konsumgetriebenen Volkswirtschaften wie den USA als Maßstab nimmt. Indien könnte bald ein Treiber des weltweiten Konsums werden, die zunehmende Verstädterung und das schnelle Wachstum im E-Commerce bereiten hierfür den Boden. Die von der Regierung Modi angestrebten Reformen dürften sich positiv auf die Wachstumsperspektiven Indiens auswirken. Auch wenn derzeit E-Commerce-Aktivitäten in Indien schnell wachsen und massiv internationales Kapital anziehen, sollten Anleger nicht vergessen, dass der städtische Konsum mehr beinhaltet, zum Beispiel Pharma oder Flugverkehr. Derweil bleiben Anlage- und Infrastrukturinvestitionen dringend notwendig, da der wachsende Konsum sonst von der Anlageseite beschränkt wird." Neil Dwane resümiert: „Die Sorgen über den chinesischen Renminbi sind übertrieben und wir erwarten, dass es nur zu geringen Abwertungen kommen wird. In einer Phase, in der China sein neues wirtschaftliches Gleichgewicht sucht, wird auch Asien ein neues Wachstumsmuster schaffen müssen. Chinas Transformation weg von der Exportabhängigkeit, Indien und Indonesien auf Reformkurs und das erstarkende Myanmar: All das bietet Chancen. Außer in den Philippinen und in Japan sind die asiatischen Aktienmärkte attraktiv bewertet – Singapur und Südkorea sind geradezu günstig. Aktives Management bleibt der Schlüssel zum Anlageerfolg in der Region. Auch die Gewichtung von China gegenüber Indien erfordert eine aktive Entscheidung: Denn in Indien wächst die Bevölkerung und damit die Nachfrage nach langfristigen Konsumgütern. China dagegen ist eine alternde Volkswirtschaft, in der bereits 50 Prozent des BIP auf Konsum zurückgehen und wo Wachstum eher im Dienstleistungsbereich wie bei der Gesundheitsversorgung und bei Versicherungen zu finden ist.“ www.allianzglobalinvestors.de www.allianzgi.com