Anpassungsfähigkeit ist gefragt

19.04.2021

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Erneuerbare Energien können nur dort produziert werden, wo auch die nötigen, geografischen Gegebenheiten dafür vorhanden sind. In diesem Bereich aktive Unternehmen müssen aber auch noch andere Faktoren berücksichtigen.

Geografisch betrachtet ist Europa nichts anderes als eine Halbinsel des Doppelkontinents Eurasien – und besteht wiederum selbst aus zahlreichen Halbinseln und Inseln. Deshalb hat unser Heimatkontinent, obwohl er mit ca. zehn Millionen Quadratkilometern nur ein Fünfzehntel der gesamten Landfläche der Erde ausmacht, mit rund 160.000 Kilometern etwa ein Drittel der weltweiten Küstenlänge. Ein wesentlicher Vorteil von Küstenregionen ist, dass dort regelmäßig der Wind weht – ideale Bedingungen also für die Erzeugung von Windenergie. Zu den windreichsten Regionen Europas gehört der hohe Norden. Von dieser Tatsache profitieren wollen die Fonds von Pangaea Life, die an der norwegischen und dänischen Küste in Windparks investieren. Nicht Wind, sondern Sonne und Wasser stehen hingegen bei den Investments im Mittelpunkt, die die Fonds der nachhaltigen Marke der Versicherungsgruppe die Bayerische am anderen Ende Europas tätigen: So wird in Portugal und Spanien in Wasserkraftwerke und Solaranlagen investiert. Pangaea Life macht sich damit das sehr unterschiedliche Klima innerhalb Europas zunutze. „Zunächst müssen vor Ort ideale natürliche Bedingungen für die jeweilige Art der regenerativen Energieerzeugung herrschen. Zum Beispiel liegen unsere spanischen Solarparks in einer der sonnenreichsten Gegenden Europas und unsere Windkraft-Anlagen an den stürmischen Küsten Skandinaviens“, erläutert Pangaea-Life-Geschäftsführer Daniel Regensburger, nach welchen Kriterien die Anlageobjekte für Direktinvestments in Erneuerbare Energien-Anlagen auswählt werden. Dabei werden aber nicht nur geografische Aspekte berücksichtigt: „Daneben spielen Langzeit-Prognosen zum Energiebedarf, zum Strompreis sowie zur wirtschaftlichen Entwicklung in der Investitionsregion eine Rolle. Um Sicherheit zu gewährleisten, prüfen wir im Vorfeld, inwieweit Einspeisevergütungen und/oder langfristige, privatwirtschaftliche Stromabnahme- Verträge zur Stabilität beitragen können“, so Regensburger weiter, der zudem erläutert, dass bei der Investition der Pangaea Life Fonds nicht nur der ökologische Teil des Themas Nachhaltigkeit von Bedeutung ist. „Über allem schweben unsere strengen ESG-Investitionskriterien. Darüber stellen wir sicher, dass unsere Projekte tatsächlich nachhaltig wirtschaften und zum Klimaschutz beitragen. Von der Produktion – zum Beispiel der Photovoltaik-Module – bis zu Installation und Betrieb dürfen keinerlei menschenunwürdige, umweltschädlichen oder sonstigen ethisch, sozial und ökologisch fragwürdigen Methoden zum Einsatz kommen.“

Andere Länder – andere Umstände

Während Pangaea Life derzeit schwerpunktmäßig in Europa investiert, setzt hep aktuell auf gleich drei Kontinente – was zur Folge hat, dass sich das Güglinger Unternehmen mit zahlreichen unterschiedlichen Begebenheiten arrangieren muss. „Wir investieren in Länder, die wir als politisch und wirtschaftlich stabil betrachten. Deshalb sind wir derzeit in den USA, Deutschland, Japan und Kanada aktiv und stellen fest, dass es in vielerlei Hinsicht Unterschiede gibt“, erläutert CSO Thorsten Eitle. Beispielsweise sind die Energiemärkte auf beiden Seiten des Pazifiks jeweils anders aufgestellt. „In den USA und Kanada finden wir einen freien Wettbewerb im Bereich der Stromerzeugung und des Stromhandels vor. Langfristige Stromabnahmeverträge werden mit Utilities, Gemeinden oder auch Unternehmen direkt verhandelt. In Japan sind die drei großen Stromversorger immer noch vorherrschend und in der Regel Vertragspartner, aber auch hier wird die Liberalisierung des Strommarktes voranschreiten“, erläutert Eitle. Ein wesentlicher Grund für die Unterschiede zwischen den Strommärkten in Nordamerika und Japan liegt im Staatsaufbau: Während in den USA und Kanada die Verantwortung für die Strommärkte bei den Bundesstaaten bzw. Provinzen liegt, ist sie im zentralistischen Japan bei der Zentralregierung angesiedelt. Der Verschiedenheit der unterschiedlichen Märkte möchte der hep-Chef aber nicht allzu viel Bedeutung beimessen. „Letztendlich ist es entscheidend, dass der produzierte Solarstrom verkauft wird – ob über langfristige Stromabnahmeverträge (PPAs) oder direkt an den Energieversorger.“ Bevor diese Frage geklärt wird, muss aber noch die dafür nötige Solaranlage errichtet werden, wobei es auch hier standortspezifische Besonderheiten zu beachten gilt. „In der Projektentwicklung sind es vorrangig kulturelle Themen und Besonderheiten, die man berücksichtigen muss“, erklärt Thorsten Eitle abschließend, dass bei der Erzeugung Erneuerbarer Energien Anpassungsfähigkeit in vielerlei Hinsicht wichtig ist. (ahu)