Angst vor einer Korrektur?

09.03.2017

Andreas Kern, Gründer und CEO der wikifolio Financial Technologies AG / Foto: © wikifolio

Der DAX kämpft um die Marke von 12.000 Punkten. Das Allzeithoch aus dem Frühjahr 2015 ist nicht mehr weit entfernt. Nach einem Anstieg von fast 40 Prozent in den vergangenen 13 Monaten sorgen sich Anleger aber zunehmend vor stärkeren Rückschlägen.

Die bei wikifolio.com aktiven Vermögensverwalter bleiben dagegen bullish. Für Investoren, die sich vor einem möglichen Crash schützen wollen, haben die Anlageprofis unterschiedliche Vorgehensweisen parat.

Acatis Investment: Aktiendepots wie Eigenheim behandeln

Dr. Hendrik Leber, Geschäftsführender Gesellschafter bei der Acatis Investment GmbH, rät seinen Kunden aktuell, sich trotz des zunehmend unsicheren politischen Umfelds nicht beunruhigen zu lassen: „Gute Aktien setzen sich durch, egal was Trump, Le Pen, Wilders usw. machen.“

Leber empfiehlt, langfristig zu denken. Wer eine kurzfristige Korrektur befürchte, solle sich nicht übereilt von all seinen Aktien trennen: „Ich finde es besser, in Sicherungen zu investieren. Menschen bauen ja auch Eigenheime, obwohl es Einbrecher gibt. Dafür gibt es Alarmanlagen und Versicherungen. Eine Depotversicherung kostet zwar etwas Geld, erhält aber die Chance, die Wertentwicklung mitzunehmen.“

MS Finance Support: Eigene Prognosefähigkeiten nicht überschätzen

Manfred Stiegel, Geschäftsführer bei der MS Finance Support GmbH, rät Investoren, wegen der weiterhin extrem niedrigen Zinsen, die Aktienquote hoch zu halten. Voraussetzungen seien Anlagehorizont und Risikobereitschaft des Kunden: „Die Inflation ist zurzeit höher als das Zinsniveau“, so Stiegel. „Der Anleger muss ins Risiko gehen, wenn er auf lange Sicht kein Geld verlieren will.“

Ob man Aktienbestände bei Angst vor Kursrückschlägen besser verkaufen oder absichern sollte, lässt sich laut Stiegel nicht allgemeingültig beantworten: „Generell ist es sehr schwierig, Aktien-, Zins- oder Währungsentwicklungen einzuschätzen. Timing ist die ‚Königsdisziplin‘ der Geldanlage. Kein Anleger sollte sich selbst überschätzen, das wird sonst teuer.“ Doch nur wenige Investoren würden diese „Königsdisziplin“ beherrschen.

Stiegel über die Absicherung im Rahmen seiner Strategien: „In meinem wikifolio verkaufe ich alle Aktien, wenn meine Risikomatrix auf Verkauf steht! In dem von mir gemanagten Fonds sichere ich hingegen die Mehrzahl der Aktien lediglich ab, weil ich die Möglichkeiten dazu habe. Die Frage kann man also nie einfach so oder so beantworten.“

Hinkel & Cie.: Depot-Absicherung per Knopfdruck

Auch Marius Hoerner, Direktor bei der Vermögensverwaltung Hinkel & Cie., plädiert bei diesem Thema für eine differenzierte Vorgehensweise: „Es kommt immer auf die Struktur des Depots und die Strategie des Anlegers an.“ Welchen Weg man gehe, spiele aber eine untergeordnete Rolle, wenn man mittelfristig eine absolute Performance und/oder eine bessere Performance als die jeweilige Benchmark erzielen könne.

„Als Vermögensverwalter sind wir für die Verteilung der Anlageklassen in den Portfolios verantwortlich“, sagt Hoerner. „Aktuell sind wir voll investiert, können aber quasi auf Knopfdruck alle Positionen teilweise oder komplett absichern. In den meisten wikifolios haben wir 20 bis 25 Prozent Liquidität, um die Bestände mit 3-fach gehebelten Short-ETFs absichern zu können.“

Kolumne von Andreas Kern, Gründer und CEO der wikifolio Financial Technologies AG