Aktiv investieren statt passiv sparen!
20.04.2020
Claus Walter, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Freiburger Vermögensmanagement GmbH / Foto: © Freiburger Vermögensmanagement
Sind ETFs wirklich die kostengünstige Alternative zu teuren Fonds für jedermann? Die Corona-Krise hat Risiken dieser Strategie und Vorteile von vorausschauendem Handeln aufgezeigt.
Verbraucherschützer empfahlen in den letzten Jahren gerne Exchange Traded Fonds (ETFs) als günstige Alternative zu teuren, aktiv gemanagten Produkten. Kostspielige menschliche Expertise einsparen und langfristig mehr Rendite erzielen - das klingt nach einer tollen Rechnung. Aber diese Strategie hat sich in den Wochen der Corona-Krise nicht wirklich bewährt. Vielleicht ist es für viele Anleger doch keine so gute Idee, allein auf ETFs zu setzen. Gerade wenn die Kurse abstürzen, zeigt sich der Vorteil von gutem aktivem Management und das hat drei Gründe:
1. Qualität gewichten, international streuen
Indices wie der DAX werden in der Regel hauptsächlich nach Größe zusammengestellt. Das heißt vereinfacht ausgedrückt, hier sind die 30 deutschen Unternehmen mit der höchsten Marktkapitalisierung enthalten. Eine ausgewogene Streuung garantiert das nicht. Zum Beispiel ist der Automobilsektor mit BMW, Daimler, VW und dem Zulieferer Continental überproportional vertreten. In der Corona-Krise war das ein Nachteil, denn diese im Umbruch befindliche Branche kam stärker als andere unter Druck. Eine nach Qualität zusammengestellte, verantwortungsvoll gewichtete, internationale Aktienauswahl schlug sich wesentlich stabiler. Aktuell gilt es, Werte zu identifizieren, die Corona gesund überstehen und für die Zukunft gut aufgestellt sind. Auch das müssen nicht automatisch die 30 derzeit größten deutschen Aktienwerte sein.
2. Aktien, Anleihen, Gold und Co. mischen
Für viele Anleger ist zudem nicht die Maximierung von Gewinnen das oberste Ziel, sondern der dauerhafte Kapitalerhalt mit ordentlichen Erträgen. Langfristig verspricht ein Aktieninvestment eigentlich immer die beste Rendite. Aber dazu gehört, das Auf und Ab der Kurse auszuhalten und dafür einen Durchhaltewillen von zehn oder mehr Jahren mitzubringen. Um das Schwankungsrisiko zu reduzieren, hat sich eine Mischung möglichst unabhängiger Anlageklassen bewährt. Also neben Aktien auch Anleihen, Edelmetalle und Immobilien mit ins Portfolio zu nehmen.
3. Risiken aktiv managen
Diversifizierung einzuhalten, also darauf zu achten, möglichst breit Branchen, Regionen, Währungsräume, Anlageklassen etc. zu mischen, das kann mit etwas Erfahrung auch mit ETFs gelingen. Wir selbst setzen das regelmäßig in unseren Vermögensverwaltungsmandaten und Fonds ein. Aber wir beobachten gleichzeitig ständig das Marktgeschehen und die globale wirtschaftliche Lage. Sehen wir Gefahren am Horizont aufziehen, reduzieren wir zum Beispiel die Aktienquote und erhöhen unseren Rentenbestand oder kaufen Gold zu. Zusätzlich können wir Absicherungsstrategien einbauen, die wie eine Versicherung gegen Kursabstürze wirken. Wer passive Indexfonds kauft, muss sich im Klaren sein, dass er ein „dummes“ Produkt erwirbt, das klug eingesetzt werden sollte.
Kolumne von Claus Walter, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Freiburger Vermögensmanagement GmbH
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