Aktien: Nicht nur in Deutschland investieren

29.07.2019

Dr. Marc-Oliver Lux, Geschäftsführer Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München / Foto: © Dr. Lux & Präuner

Das typische Aktien-Depot eines deutschen Anlegers besteht häufig aus den üblichen Verdächtigen wie Siemens, Daimler, Allianz, VW, etc. Deutsche Anleger glauben an deutsche Firmen und investieren gerne im heimischen Markt. Man fühlt sich einfach näher dran und meint, die Firmen besser zu kennen.

Doch Deutschland ist natürlich nicht der Nabel der Welt – aus Aktiensicht schon gar nicht. Selbst der britische Aktienmarkt ist größer, geschweige denn die US-Börsen. Wer sich deshalb auf einen nur kleinen Ausschnitt der Aktienwelt beschränkt, geht ungewollt ein Klumpenrisiko ein und verpasst viele attraktive Werte. Ein gut aufgebautes Aktiendepot sollte ein „Spiegel der globalen Wirtschaft“ sein.

Wir analysieren regelmäßig europäische und nordamerikanische Aktien. Dabei stellen wir immer wieder fest, dass vor allem amerikanische Unternehmen häufig solider dastehen als vergleichbare deutsche oder europäische Titel. Wahre Cash-Cows gibt es da, die jedes Jahr enorme Gewinne einfahren. Solche Werte braucht man im Depot.

Aber klar: Wer international anlegt, muss natürlich auch einige Fallstricke beachten, zum Beispiel Währungsrisiken: Wer Aktien aus Ländern außerhalb des Euro-Raums kauft, setzt sich Währungsrisiken, aber auch -chancen aus. Je nach Entwicklung von Euro, Dollar, Franken oder Pfund entstehen während der Haltezeit zusätzliche Gewinne oder Verluste. Umgekehrt liefert man sich nicht komplett einem eventuellen Euro-Risiko aus, wenn man sein Kapital breit streut und auf mehrere Währungen setzt.

Ein weiteres leidiges Thema bei Auslandsanlagen ist die Quellensteuer, die viele Länder erheben. Wer ausländische Aktien hält, muss beim Verkauf in aller Regel zweimal Steuern zahlen. Die Depotbank behält die ausländische Quellensteuer gleich ein. Die Höhe ist sehr unterschiedlich. Der deutsche Fiskus greift über die Abgeltungs- und Kapitalertragssteuer zusätzlich zu. Zwar lässt sich die Auslandssteuer fast immer zurückholen, weil Deutschland mit vielen Ländern ein Doppelbesteuerungsabkommen vereinbart hat. Der Aufwand ist jedoch beträchtlich und von Land zu Land verschieden. Zudem ist man da zukünftig ziemlich auf sich allein gestellt, weil der Fiskus eine Anleger-Unterstützung durch die Depotbank mittlerweile kritisch sieht. Im Zweifel muss man mit der höheren Steuerbelastung auf Auslandsdividenden leben.

Unser Rat: Steuern sollten Anleger nicht abhalten, über den Horizont zu schauen. Es gibt da wahre Perlen im Ausland. Die Stärke der US-Indizes rührt daher. Im Vergleich dazu dümpelt der deutsche Aktienindex DAX seit Jahren mühsam vor sich hin. Die aktuelle Zusammensetzung dieses Index lässt zudem wenig Besserung erwarten. Wer trotzdem dem heimischen Markt treu bleiben will, muss auch in die zweite Reihe schauen (Stichwort MDAX/SDAX), dann aber auch wieder mehr Schwankung aushalten.

Kolumne von Dr. Marc-Oliver Lux, Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München