Aktien-Crash Pro & Contra

17.08.2017

Dr. Thomas Heidel, Leitung Research Fidal AG / Foto: © Fidal AG

Spätestens seitdem die Aktienkurse in den USA die alten Höchstkurse der Jahre 2000 und 2007 erreicht bzw. überschritten haben, wurde oft die Frage gestellt, ob ein Crash an den Aktienmärkten droht, worauf einige Spezialisten postulieren, dass es keine Frage wäre, ob ein Crash kommen werde, sondern nur wann.

Kritische Stimmen

Seit einiger Zeit gibt es von einigen „Börsengurus“ wie Bill Gross, George Soros oder Jim Rogers kritische Äußerungen zu einem Crash der Aktienkurse. Als mögliche Ursache macht der Anleiheexperte Bill Gross ein durch eine riesige Kreditblase induziertes höheres Risiko als vor Ausbruch der Finanzkrise in 2008 aus.

Der Milliardär und Rohstoffexperte Jim Rogers, der zusammen mit George Soros, der 1992 mit einer Wette auf eine Abwertung des britischen Pfunds einen Gewinn von rund einer Milliarde US-Dollar erzielte, den legendären Quantum-Fonds gründete, sieht ein kurzfristiges Crashszenario. Dafür kann er sich mehrere Gründe vorstellen. Beispielsweise könnte es die Pleite eines US-Rentenfonds, das starke Schuldenwachstum in China oder die - laut der Meinung von Jim Rogers - höchst kritische allgemeine Wirtschaftslage sein. Die Zentralbanken hätten ihr „Pulver“ mit Minizinsen und hoher Liquidität schon verschossen und könnten dem Beginn einer wirtschaftlichen Rezession nicht mehr gegensteuern.

Stimmung bei den Investoren vorsichtig

Die Stimmung bei den privaten Anlegern ist trotz oder gerade wegen der stark gestiegenen Kurse nicht euphorisch. Nur etwas mehr als ein Drittel erwartet in der Zukunft einen Aufwärtstrend bei den Aktienkursen. Auch bei den professionellen Investoren ist die Stimmung nicht sehr gut. Laut der monatlichen Befragung der Bank of America Merrill Lynch rechnen die US-Fondsmanager mit eventuellen Problemen durch eine weitere Straffung der US-Geldpolitik und halten eine relativ hohe Bargeldquote von knapp fünf Prozent. Das liegt allerdings noch über dem Level, bei dem in der Vergangenheit die Märkte anfällig für eine Korrektur waren.

Gründe für eine Aktienmarktkorrektur

Vielfältige Gründe oder Ereignisse könnten den andauernden Bullenmarkt beenden. Es ist hierbei die Frage, wie hoch die Wahrscheinlichkeit dafür ist und in welchem Maße die Wirtschaft und die Finanzmärkte davon betroffen wären. Neben der Möglichkeit einer technischen Börsenpanne („Flash Crash“), die allerdings nur sehr kurzfristig wirken würde, könnte man eine militärische Auseinandersetzung (zum Beispiel zwischen den USA und Nordkorea) oder einen politischen Skandal um den US-Präsidenten nennen.

Im Falle Nordkoreas würde das Land sich im Konfliktfall wohl eher selbst schaden. Bei Donald Trump hat die Börse sich schon an einige Skandale gewöhnen müssen und wird sich daher nicht ohne Weiteres aus der Fassung bringen lassen. Auch das „Fast-Scheitern“ der Gesundheitsreform von Trump hat die Börse kaum negativ tangiert. Selbst eine Verzögerung oder Abmilderung seiner Steuerreform wird schon von vielen Investoren antizipiert. Bisher läuft die positive Gewinndynamik der US-Unternehmen gut.

Weiterhin wird als Crash-Grund der deutliche Kreditzuwachs für Autokäufe angeführt. Es ist aber kein Wunder, dass das reichlich von den Zentralbanken zur Verfügung gestellte Geld zu Käufen von Konsumgütern oder zum Kauf von Immobilien und Aktien genutzt wird.

Nicht nur der Verbraucher und der Anleger, sondern auch die Länder selbst haben die sehr niedrigen Zinsen zum Ausbau ihrer Verschuldung verwendet. Es wird nicht einfach werden, die Staatsschulden wieder auf ein gesundes Maß zurückzuführen. Helfen würde in diesem Fall ein höheres Wirtschaftswachstum und höhere Inflationsraten.

Einige Stimmen warnen vor der Gefahr durch eine deutliche Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in China. Ein Beispiel, wie die Börse in einem solchen Fall reagiert, konnte man zu Beginn des Jahres 2016 sehen, als US-Aktien aufgrund von Rezessionsängsten innerhalb von drei Wochen über zehn Prozent einbrachen.

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