2020: Die Stadt lebt durch die Vielfalt der Beziehungen

14.01.2020

Iris Schöberl, Managing Director Germany und Head of Instutional Clients bei BMO Real Estate Partners Deutschland / Foto: © BMO Real Estate Partners Deutschland

Vorab: Die Zukunft ist licht. Die europäische Stadt lebt. Viele unserer Innenstädte sind heute attraktiver als noch vor zehn Jahren – auch durch die Krise des Einzelhandels. Der Strukturwandel im Einzelhandel gibt der Stadt ihre urbane Mischung zurück: mehr Gastronomie, Drogerien, Lebensmittler – letztlich: mehr Aufenthaltsqualität. Der Einzelhandel selbst gewinnt in punkto Qualität – in seinem aufkeimenden Engagement, der frisch revitalisierten Kreativität um die Gunst seiner Kunden. Nur darauf kommt es an. Das ist der Weg, den die Branche 2020 weiter konsequent beschreiten muss.

Achtung! Flexibilität in der Nutzung!

Die neu gewonnene Heterogenität der Nutzungsoptionen und die Ungewissheit über weitere Veränderungen – Entwicklung des Einzelhandels, Citylogistik, autofreie Innenstädte – sollten Immobilienentwickler und Investoren dazu ermahnen, ihre Projekte mit einer maximal flexiblen Nutzungsstruktur zu versehen. Um mit dem urbanen Wandel Schritt halten zu können, sollten Assetmanager ihre Planungen so anpassen, dass Umbauten der Immobilie den Gleichschritt mit den Nutzungstrends ermöglichen.

Nachhaltigkeit gehört dazu – mehr, denn je

Zum Narrativ über ein Einkaufserlebnis wird zunehmend auch die Nachhaltigkeit des Produkts, der Marke, der Ladeneinrichtung, der Immobilie gehören. Das von der Bundesregierung noch recht verhalten auf den Weg gebrachte Klimaschutzgesetz wird mittelfristig zu einer höheren CO2-Bepreisung und höheren Transportkosten führen – insbesondere bei der Luftfracht. Auch Frankreich und andere Staaten agieren in Richtung höherer Nachhaltigkeit. In Verbindung mit dem Trend zu Fair Trade und, im Speziellen, zu Fair Fashion kann die wachsende Bedeutung des CO2-Footprints Europa als Produktionsstandort stärken.

Koexistenz in der Highstreet: Ohne Online geht‘s nicht

Zwischen Online-Handel und stationärem Handel muss noch einiges an Feintuning passieren. Denn den vom Erfolg verwöhnten Geschäften im stationären Handel fehlt die Offenheit für Veränderungen und das Interesse an Innovationen. Dabei bietet ein Omnichannel-Ansatz so viele Möglichkeiten Kunden in den Laden zu locken. Auch der notorische Online-Shopper sieht die Vorzüge der Abholung seiner Bestellung im Laden (Click & Collect): Gefällt das Produkt nicht, sieht man das gleich im Laden. Lästiges Wiederverpacken und der Gang zur Post entfallen. Viele Läden bieten auch an, online gekaufte Ware im Geschäft umzutauschen. Und wenn der Kunde beim Umtausch in den Laden kommt, besteht auch die Chance, dass er noch ein anderes Produkt findet, das ihm gut gefällt. Für die Marken ist entscheidend, dass Umsatz gemacht wird, nicht wo. Für den Kunden sind die Auswahl und die Vielfalt an Produkten, verbunden mit dem bestmöglichen Service, entscheidend. Bequemlichkeit ist Trumpf, weshalb soll es also nicht eine einzige Shopping-App für die ganze City statt einer App pro Marke geben? Umfassendes Shopping à la „Amazon“, aber offline.

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