Wertpapiergeschäfte deutscher Sparkassen

28.07.2016

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Die Studie mit dem Titel „Die Wertpapiergeschäfte der Sparkassen? – Eine Analyse der Anlagepolitik der deutschen Sparkassen“ belegt, dass einige Sparkassen ihrem öffentlichen Auftrag nicht mehr gerecht werden. Sie beruht auf der Analyse aller 413 Jahresabschlüsse des Jahres 2014 der bundesweiten Sparkassen.

(fw/rm) Der gesetzlich verankerte Auftrag sieht für die Sparkassen vor, Kredite an Unternehmen und Privatpersonen zu vergeben. Stattdessen werden Kundeneinlagen unabhängig vom aktuellen Niedrigzinsniveau zunehmend am Kapitalmarkt investiert. Prof. Dr. Ralf Jasny vom Fachbereich Wirtschaft und Recht der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) und die Beratungsgesellschaft metamorf business consulting aus Bochum erstellten die Studie. Die Untersuchung hat ergeben, dass 72 Sparkassen (rund 17 Prozent aller Sparkassen) weniger als die Hälfte ihrer Bilanzsumme als Kredite an Kunden vergeben, bei acht Sparkassen liegt die Quote bei unter 30 Prozent. Stattdessen werden die Kundengelder überwiegend in Schuldverschreibungen angelegt. „Diese Anlagepolitik hat mit der Erfüllung des gesetzlich verankerten öffentlichen Auftrags der Versorgung der regionalen Wirtschaft mit Krediten nichts mehr zu tun“, kommentiert Prof. Dr. Ralf Jasny, Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Finanzdienstleistungen an der Frankfurt UAS, die Ergebnisse. „Es entsteht der Eindruck, dass sich manche Sparkassen mehr auf den Wertpapierhandel konzentrieren als auf das Kreditgeschäft mit regionalen Kunden. Die Filialschließungen vielerorts passen hier ins Bild.“ Manche Sparkassen legen die Kundengelder mittlerweile in spekulativen Anlageformen an. 43 Sparkassen (rund 10 Prozent aller Sparkassen) investieren mehr als 15 Prozent ihrer Bilanzsumme in Aktien und anderen nicht festverzinslichen Wertpapieren. 13 Sparkassen haben sogar mehr als 20 Prozent in riskanten Anlagen angelegt. „Diese Sparkassen bewegen sich auf gefährlichem Terrain. Ohne die Erträge aus den fremdgemanagten spekulativen Wertpapieranlagen müsste jede achte Sparkasse in Deutschland operativ einen Verlust ausweisen. Es handelt sich dabei um ein Strukturproblem einzelner Sparkassen, das das ursprüngliche Geschäftsmodell in Frage stellt“, erklärt Jasny. Die Studie weist nach, dass die Gründe für diese übermäßige Spekulationsneigung weder im aktuellen Niedrigzinsumfeld noch in der absoluten Größe der einzelnen Sparkasse oder an sonstigen betrieblichen Faktoren liegen. „Die Gründe müssen in den sogenannten ‚soften‘ Faktoren liegen, wie Wissen, Erfahrung, Motivation und Kompetenzen des Vorstands und des Verwaltungsrats; zudem zeigt sich, dass die Kontrollgremien die Nichterfüllung des öffentlichen Auftrags tolerieren – wobei die Verwaltungsräte der Sparkassen oftmals mit Bürgermeistern und Landräten besetzt sind“, so Jasny. „Die Neuausrichtung des Geschäftsmodells der Sparkassen muss schnell vorangetrieben werden und die Verwaltungsräte müssen den Veränderungsprozess mittragen“, bekräftigt Marc Letzing, Geschäftsführer der metamorf business consulting GmbH. Weitere Infos auf: www.frankfurt-university.de/fb3 Die komplette Studie auf epubli: Wertpapiergeschäfte-der-Sparkassen