Vorsicht Bauernfänger

23.03.2015

Alexander Heftrich

Auf der Zinsseite sind Sparer an niedrige Zinsen gewöhnt. Fast schon ein Dauerzustand, der uns noch eine Weile begleiten wird. Renditenotstand, Auswege aus dem Renditetal sind daher geläufige Themen. Doch Augen auf, heißt die Devise. Renditeversprechen müssen grundsätzlich erwirtschaftet und dürfen nicht aus neuen Mittelzuflüssen gespeist werden (Schneeballsysteme). Hier trennt sich manche Spreu vom Weizen und es ist nicht alles Gold, was glänzt.

Adele Spitzeder, deren Lebensgeschichte vor einigen Jahren verfilmt wurde, bringt man unweigerlich mit Schneeballsystemen in Verbindung. Nach nur mäßigen Erfolgen mit der Schauspielerei begann sie um 1860, ein neues Geschäftsfeld für sich zu entdecken. Sie lieh sich Geld und versprach monatlich zehn Prozent Zinsen. Dem Versprechen kam sie zunächst auch nach, denn sie zahlte es von dem Geld, das sie sich von weiteren Gläubigern lieh. Sie lebte zeitweise im Luxus. Der Ausgang der Geschichte ist weniger glamourös.

Spitzeder, sozusagen ein Lehrstück über Gier und Geld, trieb Kleinanleger und Arme mit ihrem Schneeballsystem in den Ruin. Als sie 1872 verhaftet wurde, hatte sie dem Vernehmen nach über 30.000 Menschen geprellt.

„Eine Vielzahl derartiger Schneeballsysteme kann auch der nicht geschulte Investor frühzeitig durchschauen. Wer hohe Renditen mit dubiosen Geschäftsmodellen verspricht und zudem keine Transparenz schafft, dem sollte man kein Geld anvertrauen", sagt Rüdiger H. Birkental, Partner Governance & Assurance, Forensic bei KPMG. Investoren und Vermittler sollten auch mal hinter die Fassade schauen und das Geschäftsmodell der Anbieter analysieren, so der KPMG-Experte. Allerdings muss man einräumen, dass Schneeballsysteme naturgemäß sehr komplexe Konstruktionen sind und die Besitzverhältnisse unklar.

Bernard Madoff steht für einen der größten Betrugsfälle der amerikanischen Wirtschaftsgeschichte. Auch er hat, nachdem er mit der Wahrheit konfrontiert wurde, einräumen müssen, dass er Anleger mit einem Schneeballsystem um über 60 Milliarden Dollar geprellt hat. Die Regulierung bändigt Gier und kriminelle Energie wohl kaum. Skandale wie S&K, Infinus und jüngst BWF Stiftung wird es auch in Zukunft leider geben.

„Lassen Sie die Finger von Anlagen, die Sie nicht verstehen", lautet das Fazit von Rüdiger H. Birkental. Wohl wahr. Eine vergleichsweise hohe Rendite ist eben ohne Risiko nicht zu erzielen. Das führt unweigerlich zum Punkt einer zu verbessernden Finanzbildung. Diese gilt es zu stärken.

Autor: Alexander Heftrich, Redakteur finanzwelt