USA: Gouvernment SHUTDOWN !

01.10.2013

Stefan Müller

Die Amerikaner sind ein großes Volk, zumindest wenn's ums Dramatisieren von allem was in, mit oder wegen den USA passiert. Mit dem Wirtschaften haben sie es dagegen nicht so sehr, weshalb inzwischen alljährlich die selbstauferlegte Schuldenobergrenze (aktuell liegt diese bei 16,7 Billionen US $) droht, erreicht zu werden.

Um dies zu verhindern, finden ebenso regelmäßig Grabenkämpfe zwischen Regierung und Opposition statt, immer unter Androhung der katastrophalen Folgen des „Gouvernment Shutdowns", eben eines dieser so dramatischen Begriffe, weshalb meist eine Einigung in letzter Minute stattfindet, verbunden mit Kompromissen in anderen Bereichen.

Dieses Jahr wollte die konservative Opposition Obamas Gesundheitsreform einkassieren, anderenfalls das „Ja" zu höheren Schulden verweigern – Obama war nicht kompromissbereit und daher gilt seit dem 01.10. der „Gouvernment Shutdown", ca 800.000 Staatsbedienstete haben nun unbezahlten Zwangsurlaub. Am 17.10. tritt dann die komplette Zahlungsunfähigkeit der Vereinigten Staaten von Amerika ein… wenn sich bis dahin keine Einigung finden lässt.

Aber was bedeutet dies nun wirklich für die Bürger und die Wirtschaft?

Glaubt man den Märkten, lassen diese sich von diesem alljährlichen Theater nicht weiter verrückt machen, die als Drohkulisse aufgebauten weltweiten Turbulenzen sind nicht nur ausgeblieben, der DAX beispielsweise handelt sogar höher als vor dem Shutdown.

Am direktesten betroffen sind sicher die beurlaubten Staatsangestellten und die, die auf ihre Arbeit nun verzichten müssen. Natürlich handelt es sich hierbei nicht um Polizei oder Gefängniswärter, auch nicht um die Flugsicherheit und schon gar nicht um Soldaten, sondern vielmehr um Angestellte z. B. im kulturellen Bereich. Touristen, die in diesen Tagen die USA besuchen, müssen daher vielerorts auf Museums- oder Zoobesuche verzichten, Sehenswürdigkeiten bleiben geschlossen. Traurig aber nicht tragisch.

Bedeutender schon der wirtschaftliche Schaden. Einnahmeausfälle und die verhalteneren Konsumausgaben der beurlaubten Staatsdiener führen bei einem einmonatigen „Shutdown" zu einem auf 55Mrd. US$ geschätzten volkswirtschaftlichen Verlust. Zum Vergleich: Die diesjährigen Flutschäden in Deutschland verursachten Kosten i. H. v. ca. 2 Mrd. Euro.

In Summe bleibt es daher bei der anfänglichen Feststellung der Dramatisierung, hier nur nicht zur Heroisierung amerikanischer Taten, sondern als Druckmittel auf die verantwortlichen Politiker. Niemand glaubt ernsthaft an die dauerhafte finanzielle Handlungsunfähigkeit der USA, daher, sollte nicht gerade jetzt eine kulturelle USA-Reise anstehen, wird der Einfluss dieses „Shutdowns" auf unser tägliches Leben und unsere Wirtschaft minimal bleiben. Die USA müssen sich vielmehr überlegen, ob sie der Welt dieses alljährliche Theater, diesen schlechten Film, dessen Ausgang jeder vorher kennt, weiterhin zumuten wollen oder zu moderneren Methoden zur Lösung solcher Konflikte übergehen wollen.

Zu guter Letzt: Beim letzten Shutdown wurden an „neuralgischen Punkten" kostenlose studentische Hilfskräfte eingesetzt … unter anderem eine gewisse Monica Lewinsky!

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(Stefan Müller)_

 Stefan Müller, Analyst und Prokurist DEH GmbH, ist langjähriger Experte in der Analyse und Beratung von Unternehmen sowie der Betreuung von Investoren in „nach- und werthaltigen" Sektoren und dem Börsenhandel. Seine Stationen waren u. a. Bankhaus Sal. Oppenheim, Equinet AG, Dresdner Kleinwort Benson und Dresdner Bank, wo er jeweils in führenden Positionen tätig war.