Sparkassen schütten selten Gewinne aus

24.07.2016

Foto: © rm - finanzwelt online

Die derzeit niedrigen Zinsen und verschärfte regulatorische Vorschriften könnten Einfluss auf das Ausschüttungsverhalten von Sparkassen in Deutschland nehmen.

(fw/rm) Schließlich schmälert ein niedriges Zinsniveau die sogenannte Zinsmarge; die Differenz zwischen den Guthabenzinsen, die die Sparkassen an die Sparer zahlen, und den Kreditzinsen, die die Kreditnehmer an die Sparkassen zahlen. Die Marge ist die Haupteinnahmequelle der Institute. Erhöhte Eigenkapitalvorschriften könnten eine Zurückhaltung bei der Gewinnausschüttung ebenfalls verstärken. Vor diesem Hintergrund berechneten Experten der Bundesbank, welche Faktoren die Ausschüttungen von insgesamt 423 Sparkassen zwischen 2003 und 2012 begünstigt haben. Die Ausschüttungen fließen an die deutschen Städte und Kommunen, die Träger der Sparkassen sind.

Mehr Eigenkapital, mehr Ausschüttungen

Die Berechnungen zeigten, dass Sparkassen, die über viel Eigenkapital verfügten, häufiger Gewinne verteilten als andere Institute. "Gewinnausschüttungen gefährden die Risikotragfähigkeit dieser Institute weniger", schreiben die Experten. Vorstände würden den Ausschüttungen deshalb vermutlich bereitwilliger zustimmen. Eine hohe Ertragskraft erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass eine Sparkasse Gewinne ausschüttet ebenfalls. Auch schütteten größere Sparkassen häufiger aus. "Der öffentliche Druck, der auf große Institute ausgeübt wird, ist höher", begründen die Autoren diese Beobachtung. Auch eine gute wirtschaftliche Situation in der Region erhöhte der Studie zufolge die Wahrscheinlichkeit von Ausschüttungen. "Ist die lokale Wirtschaft stark, könnte der Sparkassen-Vorstand eher dazu bereit sein, Gewinne auszuschütten", so die Autoren.

Sparkassen halten mehr Eigenkapital als erforderlich

Im Vorfeld ihrer Berechnungen hatten die Experten gemutmaßt, dass besser ausgestattete Sparkassen auch deshalb häufiger ausschütten könnten, weil sie die gesetzlichen Anforderungen der sogenannten Sparkassengesetze dazu erfüllten. Diese legen für jedes Bundesland gesondert fest, über wie viel Kapital eine Sparkasse verfügen muss, um ausschütten zu dürfen. Im Jahr 2012 hätten demnach fast alle Sparkassen ausschütten dürfen. Trotzdem schütteten sie nur einen kleinen Teil ihres Bilanzgewinns an die Träger aus, so dass sie selbst weiter Eigenkapitel aufbauen konnten. Schließlich werden die Anforderungen an dieser Stelle immer höher. Zudem sorgen die Sparkassen für mögliche Krisen in der Zukunft vor. Die Zahl der Sparkassen, die ausschütten, ist insgesamt von 2003 bis 2012 aber gestiegen: von rund 70 auf 140. Die Studie zeigt auch, dass sich das Ausschüttungsverhalten der Sparkassen zwischen den Bundesländern erheblich unterscheidet. Während beispielsweise in Baden-Württemberg im Jahr 2012 nur eine Sparkasse Gewinne ausschüttete, waren es in Nordrhein-Westfalen 45. Das Diskussionspapier ist eine wissenschaftliche Arbeit eines Mitarbeiters der Deutschen Bundesbank. Die hier vertretene Meinung spiegelt nicht zwangsläufig die der Bundesbank oder ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wider. www.bundesbank.de