Sind Sie auf ein Ende der Aktienrallye vorbereitet?

03.04.2018

Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH / Foto: © I.C.M.

Aber wieso Ende?, werden viele fragen, es läuft doch gerade so gut. Außerdem sind Aktien alternativlos. Und wohin soll das viele Geld denn fließen, wenn nicht in Aktien. Alles richtig. Aber „vorbereitet“ heißt nicht: Alles muss raus. Wir sind an der Börse und nicht im Schlussverkauf.

Darauf vorbereitet bedeutet: Stimmt mein Aktienanteil des Vermögens mit dem prozentualen Anteil meiner ursprünglichen Gesamtstrategie überein? Vorbereitet sein heißt, ist der Aktienbestand höher als in der Strategie vorgesehen? Dann sollte der Anleger die Anpassung jetzt vornehmen. Zumindest in der nächsten Aufwärtsphase, die ich mir im April vorstellen kann. Wer keine Anlagestrategie hat, sollte für seinen Aktienbestand einen 50-prozentigen Kursrückgang errechnen. Wem der Atem stockt, hat einen zu hohen Aktienanteil. Ein Vorgeschmack war der 13-prozentige Rückschlag in zwei Monaten seit dem Alltime-High Ende Januar. In 2018 liegen derzeit nur der Öl- und der Goldpreis im Plus.

Dieser permanent auftretende strategische Fehler führt immer wieder zu herben Enttäuschungen und dann zu fatalen Fehlentscheidungen. Der Anleger lässt sich von Zeitungs- und Fernsehberichten leiten, wobei klar sein muss, dass die guten Wirtschaftsberichte stets die Vergangenheit betreffen und damit an der Börse meist eingepreist sind. Risikohinweise für die Zukunft werden nicht ernst genommen und die eigene Fähigkeit, hohe Kursrückgänge zu ertragen, wird oft maßlos überschätzt. Wenn die Party am schönsten ist, fangen die Feinfühligen an zu frösteln.

Denn es gibt durchaus ernst zu nehmende negative Meldungen. So gehen die Auftragseingänge zurück. Wird das zum Trend, ist Vorsicht geboten. Der IFO-Geschäftsklima-Index sinkt zum dritten, die Konjunktur-Erwartungen zum vierten Mal. Das Institut für Wirtschafsforschung in Halle zweifelt am Fortbestand der derzeitigen Hochkonjunktur. Besonders fehlende Kapazitäten könnten das Wachstum bremsen. Sie schätzen ein Wachstum für 2019 von 1,6 Prozent nach 2,2 für dieses Jahr. Aber das wäre noch kein Beinbruch.

Die größten Gefahren liegen im Bereich der Schulden und damit der Zinsentwicklung. So wiesen in den USA sowohl die Scheckkarten-, als auch die Auto- und Studentenkredite neue Höchststände aus. Ebenso die auf Kredit gekauften Aktien. In den Bilanzen der europäischen Banken schlummern fast eine Milliarde an notleidenden Krediten. Den höchsten Anteil haben die ohnehin schon problematischen Länder wie Griechenland, Zypern, Portugal und Italien.

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