Safety first

05.03.2018

Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH / Foto: © I.C.M.

Seit 2009 erleben wir einen steten Aufwärtstrend an den Aktienmärkten. Die deutschen Anleger haben einen zu geringen Aktienanteil in ihrem Vermögen und wenn sie Aktien halten, sind es oft deutsche Aktien. Ist aber nicht soooo schlimm, denn auch der DAX hat sich seit dem Tief in 2009 mehr als verdreifacht. Das sind auf neun Jahre einfach umgerechnet ca. 33 Prozent im Jahr. Es gab immer wieder Korrekturen, in den Jahren 2011 und 2015 sogar recht kräftige, die aber immer wieder aufgefangen und dann immer wieder neue Höchststände erzielt wurden.

Eine Aktienbörse, die den Anschein erweckt, „es wird nie wieder schwach“, hat drei fatale Nebenwirkungen: Es lockt Anleger in Aktienengagements, die eigentlich keine Aktien haben wollten, um das Risiko von Kursschwankungen und damit die Schwankung ihres Vermögens zu vermeiden. Andere haben ihren Aktienanteil ausgebaut, teils in eine Größenordnung, die bei einem Crash einen Großteil des Vermögens vernichten würde, und so persönliche, weil psychologische Probleme auslösen werden. Ein weiterer Anlegeranteil hat den spekulativen Teil des Vermögens erhöht. Hoffentlich wenigstens nicht auf Kredit. Aber Gier frisst oft Hirn.

Ermutigt werden diese Anlegerfehler durch die Zinsmanipulationen der Notenbanken und den Meldungen wie „Aktien sind alternativlos“, „die Wirtschaft brummt“, aber vor allem, weil die Börsenkurse gestiegen sind. Nichts ist verlockender als steigende Kurse. Und beim nächsten Aufschwung will der Anleger jetzt dabei sein. Die ursprüngliche Angst vor Aktien wird überwunden, weil die Bankanalysten positiv (was sollen sie auch anderes sein?) gestimmt sind und sich in den prognostizierten Kurszielen gegenseitig übertreffen.

Der Bankberater nutzt den Wunsch des Kunden, das Geld nicht zinslos „rumliegen“ zu lassen, um Bankprodukte zu verkaufen, die die Risiken der Märkte in ihrem Fondsnamen verniedlichen. Passive und defensive Fonds, ETF´s unter anderem, sind oft nicht so „ungefährlich“, wie der Anleger aus dem Namen schließen könnte. Die letzte Freudenmeldung über einen kräftigen Zuwachs von „neuen“ Aktienanlegern unterstreicht meine Aussagen. Läuft derzeit vielleicht schon die „Milchmädchen-Hausse“?

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