Risk Parity in Anleihesegmenten

20.10.2014

Dr. Torsten von Bartenwerffer

Diversifikation ist bei allen Anlageklassen und so auch im Anleihesegment wichtig. Denn wirtschaftliche Einflüsse oder die Zinsentwicklung können die Performance im Fixed-Income-Bereich empfindlich beeinträchtigen. Nur ein Mix an zueinander möglichst unkorrelierten Sub-Assetklassen mit Renditequellen, die in unterschiedlichen Phasen des Konjunkturzyklus gut performen, macht ein Portfolio robuster gegenüber Konjunktur- und Zinsschwankungen.

Dieser Diversifikationsgedanke lässt sich im Bondbereich mit dem Risikoparitätsansatz optimal umsetzen. Eine systematische, prognosefreie Risk-Parity-Bond-Strategie liefert langfristig überlegene, risikoadjustierte Renditen, indem Unsicherheitsfaktoren minimiert werden und durch das optimale Ausnutzen von geringen respektive sogar negativen Korrelationen zwischen den Anlagen eine echte Risikostreuung erzielt wird. So erfolgt die Diversifikation über verschiedene Sub-Assetklassen wie beispielsweise Staats- und Unternehmensanleihen, inflationsindexierte Anleihen und Carry-Positionen in Emerging Marktes-Währungen sowie gleichzeitig über verschiedene Regionen und Durationen hinweg. Das Risikoparitätsprinzip beruht darauf, dass die einzelnen Bestandteile des Portfolios gleich viel zum Gesamtportfolio-Risiko beitragen. So wird das Risiko nicht von einzelnen Risikofaktoren beherrscht.

Ein nicht diversifizierter Investor, der zum Beispiel schwerpunktmäßig in Staatsanleihen investiert ist, kann unter Hinzunahme eines Risk-Parity-Bond-Konzepts die Diversifikation seines Gesamtportfolios signifikant steigern und kostengünstig in andere Risikoprämien als Duration investieren. Dabei ist ein Risk-Parity-Bond-Fund ähnlich preiswert wie ein indexierter Fonds, aber weniger starr, da die Allokation täglich im Hinblick auf das Risiko adjustiert wird.

Demgegenüber hat ein gut diversifizierter Fixed-Income-Investor die verschiedenen Sub-Anlageklassen typischerweise bereits in seinem Portfolio, in Form von Indexfonds, Einzelanlagen et cetera, und nimmt taktische Allokationen vor. Da letztere sehr betreuungsintensiv sind, liefert die Ergänzung eines bereits diversifizierten Portfolios um ein Risk-Parity-Bond-Konzept entscheidende Vorteile. Durch den Einsatz des Konzeptes werden Ressourcen für die Erzeugung von zusätzlichen Alpha-Erträgen geschaffen, da man mit dem Risk-Parity-Bond-Ansatz als Basis-Baustein schon optimal und kostengünstig diversifiziert ist. Hinzu kommt, dass ein Risk-Parity-Bond-Fund intuitiv und transparent ist: Es wird in Anlageklassen mit abschöpfbaren Renditequellen investiert, aber durch die Risikogleichgewichtung auf Renditeprognosen verzichtet.

Schließlich bietet ein Risk-Parity-Bond-Fund durch seine erhöhte Zinsrobustheit – weil er Subanlageklassen beinhaltet, die in unterschiedlichen Marktphasen unterschiedliche Stärken haben – robuste Chancen auf einen stabilen Ertrag auch in schwierigen Zinsphasen. Im Gegensatz beispielsweise zu Hedgefonds wird aber auf exotische Investments und den Einsatz von Leverage, beispielsweise für Arbitrage-Zwecke, verzichtet.

Fazit: Weil das Risikoparitätskonzept für Bondinvestments eine Reihe von untereinander niedrig korrelierten, systematischen Risikoquellen des Fixed-Income-Bereichs auf optimale Weise kombiniert, ist es ein sehr guter Ansatz, um diversifizierte Risikoprämien (nicht nur Duration) im Anleihe-Segment abzuschöpfen. Daher kann der Risk-Parity-Bond-Ansatz jedes Fixed-Income-Portfolio sinnvoll ergänzen.

(Autor: Dr. Torsten von Bartenwerffer, Director Portfolio Management, Aquila Capital)