Notenbankpolitik USA

25.06.2015

Auf der anderen Seite des Atlantiks tut sich auch etwas: Die US-Notenbank Federal Reserve bereitet die Märkte auf eine Anhebung des Leitzinses in den kommenden Monaten vor.

Seit Wochen hängt der Markt an den Lippen der Notenbank-Chefin Janet Yellen, wann sie nun endlich die erste Zinserhöhung ankündigt. Derweil überraschen die Konjunkturdaten mehrheitlich positiv und zeigen, dass die US-Wirtschaft wieder auf einen soliden Wachstumskurs zurückkehrt. Vor allem auf dem Arbeitsmarkt, einem für die Notenbank wichtigem Kriterium geht es weiter aufwärts. Für die Zentralbanker spricht daher viel dafür, dass sich die Inflation mittelfristig graduell in Richtung zwei Prozent bewegt.

Den genauen Zeitpunkt ließ Fed-Chefin Yellen jedoch weiter offen. Sie hat dabei wohl nicht nur die US-Wirtschaft, sondern auch die Entwicklung in Europa im Auge sowie die Tatsache, dass die Notenbanken Europas und Japans weiter eine expansive Geldpolitik betreiben.

Die 17 Mitglieder des Offenmarktauschusses rechnen laut einer Auswertung im Mittel mit einem Zins von 0,675 Prozent zum Jahresende. Damit würde die Fed zwei Zinsanhebungen in diesem Jahr vorbereiten. Beobachter stellen sich deshalb nun auf eine erste Zinserhöhung im September sowie eine weitere im Dezember ein. Da Yellen versicherte, die Zinswende ruhig angehen zu lassen, reagiert der Aktienmarkt bisher gelassen. Im Gegensatz zum DAX in Deutschland haben amerikanische Aktien bisher kaum korrigiert. Aber auch der Euro hat gegenüber dem Dollar wieder angezogen. Die Rutschpartie war bei 1,04 erst mal beendet.

Mit der offenen Kommunikation und dem voraussichtlichen Zins-Fahrplan der Fed kann die Börse erst mal gut leben. Kurzfristig besteht somit keine größere Gefahr für einen Abbruch der mittelfristigen Aufwärtstrends. Ein Blick in die Geschichtsbücher offenbart sogar, dass zum Beispiel der deutsche Aktienmarkt nur kurzfristig negativ auf eine Leitzinswende in den USA reagiert hat, danach aber seine Aufwärtsbewegung fast immer fortgesetzt hat. Doch je mehr das Zinsniveau ansteigen sollte, desto schwieriger wird natürlich die aktuell bereits relativ hohe Aktienbewertung besonders in den USA zu rechtfertigen sein. So werden die Marktteilnehmer auch in Zukunft mit Argusaugen auf jede Formulierung von Yellen achten.

Autor: Dr. Marc-Oliver Lux von Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München