Makler kennen IMD2 nicht

24.09.2014

Eine Studie zeigt große Informationslücken im Thema IMD2 bei Vermittlungsunternehmen und Versicherungsmaklern auf. Das ist Chance und Risiko zugleich für die Assekuranz.

2014-09-25 (fw/db) Eine aktuelle Studie des Marktforschungs- und Beratungsinstituts „heute und morgen“ aus Köln gemeinsam mit der V.E.R.S. Leipzig GmbH zeigt erschreckende Unkenntnis und hohen Unterstützungsbedarf in puncto Vermittlerrichtlinie IMD II.

Dabei eilt die Umsetzung der Reform (IMD II) der europäischen Vermittlerrichtlinie IMD I mit Riesenschritten auf die Assekuranz zu. Bereits im Herbst stehen in Brüssel weitere entscheidende Weichenstellungen an und ab 2015 könnte IMD II in nationales Recht umgewandelt werden.

Mit der Stärkung des Verbraucherschutzes und der damit verbundenen erneuten Erhöhung des Anforderungsniveaus an die Vermittlerqualifizierung sowie der einseitigen Bevorzugung der Honorarberatung gegenüber Provisionsvergütungen steht der Branche möglicherweise ein Paradigmenwechsel bevor.

IMD II und „11 Gebote“ erfordern Weiterbildung

Bereits 2012 hat der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) seinen Verhaltenskodex („11 Gebote“) für den Vertrieb erweitert und verschärft, woraus sich ebenfalls erhebliche Anforderungen an die Qualifizierung der Vermittler ergeben.

Doch wie informiert und wie vorbereitet sind die Makler im Hinblick auf die unterschiedlichen gesetzlichen Entwicklungen und freiwilligen Brancheninitiativen sowie deren Anforderungen?

Wie groß ist die Akzeptanz und welcher Unterstützungs- und Weiterbildungsbedarf besteht?

Wie sollen Versicherer und Maklerpools die Makler, aus Sicht der Makler, konkret unterstützen?

Für die Studie „Vermittlerregulierung aus Maklersicht: Herausforderungen für Makler und Handlungsfelder für Versicherungsgesellschaften“ wurden 200 Makler und Versicherungsvertreter mit Erlaubnis (früher „Mehrfachagenten“) im August 2014 in Telefoninterviews befragt.

„Ziel der Studie war es, die Auswirkungen der Regulierung auf den einzelnen Makler näher zu beleuchten. Ganz konkret heißt das: Was bedeutet die Regulierung für das Tagesgeschäft des Maklers? Mit welchen Herausforderungen wird der Makler konfrontiert? Ist er überhaupt auf die neue Situation vorbereitet? Wenn das Geschäftsmodell langfristig erhalten werden soll, sind die Makler auf Unterstützung angewiesen. Eine zentrale Frage war daher, was Versicherer und Maklerpools tun können, um den Vermittlungsunternehmern das Zurechtfinden in der neuen Situation zu erleichtern und sie bei der Bewältigung der neuen Herausforderungen zu unterstützen“, erläutert Prof. Dr. Fred Wagner vom Institut für Versicherungslehre der Universität Leipzig.

Ergebnisse der Studie sind alarmierend

Jeder zweite befragte Makler (47%) beurteilt den eigenen Kenntnisstand zu den aktuellen gesetzlichen und brancheninternen Entwicklungen im Versicherungsvertrieb nur als „mittelmäßig“ oder „schlecht“.

Teils haben die Vermittlungsunternehmer von Richtlinien wie „PRIBs“, „IMD II“ oder „MiFID II“ noch nicht einmal etwas gehört. Speziell zur Vermittlerrichtlinie IMD II verfügen fast drei Viertel (72%) der Vermittlungsunternehmer nach eigenen Angaben bisher nicht über ausreichende Kenntnisse und wissen noch gar nicht, was auf sie zukommt.

Generell stehen die Vermittlungsunternehmer der Reform der Vermittlerrichtlinie – wie auch dem GDV-Kodex („11 Gebote“) – mehrheitlich ablehnend gegenüber. Die Akzeptanz steigt jedoch mit dem Grad der Beschäftigung mit den konkreten Inhalten.

So wird beispielsweise die Forderung nach ständiger beruflicher Weiterbildung von zwei Dritteln der Makler mit gutem Kenntnisstand zu IMD II begrüßt. Auf der anderen Seite betrachten die meisten Makler IMD II als existentielle Herausforderung.

Eine Ausschließlichkeit der Honorarberatung wird strikt abgelehnt. Mehr als jeder vierte Makler hat aufgrund der verschärften Anforderungen auch bereits über eine Aufgabe seiner Maklertätigkeit nachgedacht. Zudem wird erwartet, dass in den kommenden drei Jahren durchschnittlich jeder fünfte Kollege aus dem Markt ausscheiden wird.

„Das große Unwissen und die erlebte Bedrohung sind ein deutliche Hilferuf nach Unterstützung“, sagt Axel Stempel, Geschäftsführer bei „heute und morgen“. „Zugleich sind Versicherer und Maklerpools hier gefordert und können mit bedarfsgerechten Schulungsangeboten Makler an sich binden.“

Großer Unterstützungsbedarf und Weiterbildungswünsche

Zwei Drittel der Makler wünschen sich Unterstützungsmaßnahmen zu IMD II, allen voran spezielle Informationsveranstaltungen. Zudem zeigt sich im Kontext von IMD II großer Weiterbildungsbedarf, vor allem im Bereich Rechts- und Haftungsfragen sowie sparten- und fachspezifischen Schulungen. Wer dabei von den Maklern als Bildungsanbieter präferiert wird, ist sehr stark themenabhängig.

Die aktuelle Qualität der Weiterbildung der einzelnen Anbieter wird allerdings sehr unterschiedlich beurteilt, wobei die Versicherungsunternehmen erkennbar unterdurchschnittlich abschneiden.

„Die Studie zeigt nicht nur eklatante Schwächen der Vorbereitung auf die Umsetzung der neuen Vermittlerrichtlinie, sondern auch konkrete Wege aus dem Dilemma heraus“, so Stempel. „An einer gezielten, bedarfsgerechten Weiterbildungsoffensive jenseits vom Gießkannenprinzip oder oberflächlicher Informationsgestaltung führt dabei kein Weg mehr vorbei. Produktgeber, Maklerpools und weitere Anbieter können sich hier im Sinne einer Qualitätspartnerschaft erfolgreich in der Maklerschaft positionieren.“

Dietmar Braun