Keine Angst vor Inflation

13.03.2018

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Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass die deutschen Anleger insgesamt entspannt in die Zukunft blicken und nur mit einer leichten Inflation rechnen. Doch zeigt sich auch, dass die Inflation von den meisten nur schwer richtig eingeschätzt werden kann. Die gesamtwirtschaftliche Lage wird positiv bewertet- vor allem kurzfristig.

Seit Anfang 2001 ermittelt Forsa im Auftrag von Union Investment jedes Quartal das Anlageverhalten der Deutschen. Die aktuelle Umfrage zeigt, dass die deutschen Anleger zuversichtlich gestimmt sind. So gaben 75 % an, dass sie bezüglich der eigenen finanziellen Situation von gleichbleibenden Verhältnissen in den kommenden sechs Monaten ausgehen. Das ist eine Steigerung von fünf Prozentpunkten gegenüber dem Vorquartal. Fast gleich geblieben ist die Zahl derjenigen, die von einer weiteren Verbesserungen ausgehen: Mit 18 % liegt der Anteil nur minimal unter dem der letzten Befragung. Lediglich 7 % glauben, dass sich ihre finanzielle Lage im nächsten halben Jahr verschlechtert, 4 Prozentpunkte weniger als im Vorquartal. Zum insgesamt optimistischen Blick in die Zukunft dürfte vor allem die positive Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Lage beitragen. So schätzen zum ersten Mal seit dem dritten Quartal 2011 die Befragten die gesamtwirtschaftliche Lage besser ein als ihre eigene finanzielle Situation: 29 % gehen davon aus, dass es im kommenden halben Jahr einen wirtschaftlichen Aufschwung geben wird, drei Prozentpunkte mehr als im Vorquartal. Nahezu unverändert gegenüber dem Vorquartal (58 % gegenüber 57 %) ist die Anzahl der Befragten, die von einer gleichbleibenden wirtschaftlichen Situation ausgehen. Mit einer Verschlechterung rechnen lediglich 13 %, 3 Prozentpunkte weniger als im Vorquartal.

„Die meisten Menschen fühlen sich im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld gut. Sie lassen sich auch von geopolitischen Ereignissen kaum von ihrer optimistischen Einschätzung abbringen“, kommentiert Giovanni Gay, Geschäftsführer bei Union Investment, das Ergebnis der Befragung.

Nur leichte Inflation erwartet

Bezüglich des weiteren Blicks in die Zukunft sind die deutschen Anleger etwas verhaltener optimistisch: So befürchten 37 % der Befragten, dass sich die konjunkturelle Lage in den nächsten fünf Jahren verschlechtern wird, vier Prozentpunkte mehr als im Vorquartal. 33 % rechnen mit einer Verbesserung im gleichen Zeitraum und 28 % glauben, dass sie die Verhältnisse gleich bleiben werden. Trotz der insgesamt positiven Konjunkturerwartung gehen nur sehr weniger Befragte von einer starken Inflation innerhalb des nächsten halben Jahres aus. Nachdem im Vorquartal noch 7 % daran glaubten, dass die Inflation innerhalb des nächsten halben Jahres deutlich anziehen wird, waren es dieses Mal lediglich 3 %. Von leicht steigenden Preisen gehen 70 % der Befragten aus, vier Prozentpunkte weniger als im Vorquartal. Deutlich zugenommen hat hingegen der Anteil derjenigen, die von stabil bleibenden Preisen ausgehen: von 18 % auf 25 %.

Inflationsrate wird häufig falsch eingeschätzt

Bei den Ergebnissen zur Frage nach der künftigen Inflationsrate muss jedoch bedacht werden, dass die Befragten die aktuelle Inflationsrate nur schwer einschätzen können. So gaben nur 59 % der Umfrageteilnehmer an, dass sie die Inflationsrate auf einen Wert zwischen 1 % und 2 % schätzen (die tatsächliche Inflationsrate lag im Februar bei 1,4 %). Jeder Dritte glaubt, dass die Preise um über 2 % teurer werden. 6 % der Befragten glauben sogar, dass die Inflationsrate bei unter 1 % liegt.

Das große Problem bei der richtigen Einschätzung der Inflationsrate ist, dass dieser Wert für alle Güter erhoben wird, also auch für solche, die nur selten gekauft werden. So gaben 63 % der Befragten an, dass sie für ihre Einschätzung der Inflationsrate die Preise bei regelmäßigen Einkäufen im Supermarkt heranziehen. Dahinter folgen Immobilienpreise und Mieten (59 %), die Berichterstattung in den Medien (45 %) und die Preise an den Tankstellen (43 %).

"Inflation ist ein Thema, dessen Wahrnehmung nicht nur durch die von den Medien berichtete objektive Entwicklung, sondern auch stark von der subjektiven Wahrnehmung, zum Beispiel beim Einkaufen oder an der Tankstelle, beeinflusst wird“, so Gay.

Anleger bleiben entspannt

Insgesamt fürchten sich die Anleger nicht vor einer steigenden Inflation. So sind 46 % der Befragten überhaupt nicht besorgt, dass sich steigende Preise negativ auf ihr Vermögen auswirken können. Ebenfalls 46 % sind ein wenig besorgt und lediglich 6 % sind stark besorgt. Für vier Fünftel der Befragten sind steigende Preise kein Anlass, ihre Geldanlagen anzupassen oder sich diesbezüglich beraten zu lassen. Von sich aus aktiv werden wollen 9 % der Befragten und 11 % möchten ihren Bankberater um Rat fragen. „Die Befragung zeigt, dass Inflation für die meisten Anleger kein Thema ist. Angesichts der niedrigen Zinsen auf Erspartes unterschätzen sie dadurch aber den Einfluss auf die reale Vermögensbildung. Denn viele Vermögen schrumpfen faktisch, weil sie an Kaufkraft verlieren. Wer sich hier nicht breiter aufstellt und seine Ersparnisse besser strukturiert, verliert beim Sparen Geld“, warnt Gay. (ahu) www.union-investment.de