Ist der Bitcoin wirklich nützlich und wie kann man ihn bewerten?

20.12.2017

James Butterfill, Head of Research and Investment Strategy, ETF Securities / Foto: © ETF Securities

Das sind wahrscheinlich die zwei wichtigsten Fragen, wenn man herausfinden will, ob die Investition in Bitcoins rentabel ist. Die Frage der Nützlichkeit ist sehr schwierig zu beantworten. Das Konzept des Bitcoins ähnelt einem Start-Up-Unternehmen mit einer großartigen Idee, für die es jedoch noch keinen ausreichend großen Markt gibt, der die Lebensfähigkeit der neuen Währung beweist. Für ihr Leistungsvermögen gibt es erste Anzeichen durch ihre Anhängerschaft und ihre Bekanntheit, sodass Händler beginnen, den Bitcoin als Zahlungsmittel anzubieten. Einige Kantone in der Schweiz akzeptieren ihn bereits zur Steuerzahlung. Wir glauben, dass Krypto-Währungen einen neu entstehenden digitalen Vermögenswert darstellen, der aufgrund seines überzeugenden Konzepts Potenzial besitzt. Der Beweis hierfür ist jedoch noch nicht erbracht, es bestehen nach wie vor einige sehr berechtigte Bedenken hinsichtlich Volatilität und aktueller Bewertung. Dementsprechend sollten Investoren, ähnlich wie bei einer Investition in ein Start-up-Unternehmen, vorsichtig bleiben.

Das Außergewöhnliche beim Bitcoin ist die Tatsache, dass das Angebot vorhersehbar ist und durch die Struktur des zugrundeliegenden Algorithmus bestimmt wird. Der Bitcoin-Algorithmus schreibt vor, dass sich beim Mining nach einer bestimmten Anzahl von abgebauten Blöcken die Belohnung für den Miner halbiert. Für den Bitcoin-Belohnungsplan wurde ein linearer Pfad festgelegt. Dies wird wahrscheinlich anhalten, solange Moore's Gesetz für exponentielles Wachstum der Rechenleistung fortbesteht. Zwar wird der letzte Bitcoin möglicherweise bis 2130 abgebaut sein, 99 Prozent der verfügbaren Menge werden jedoch schon bis 2027 ausgeschöpft sein.

Die Hash-Rate ist das Maß für die Geschwindigkeit, mit der Bitcoin-Blöcke abgebaut werden. Sie dient zusammen mit dem bekannten Stromverbrauch zur Schätzung der Stromverbrauchskosten. Diese entsprechen den Grenzkosten der Produktion, Kosten, die durch die Herstellung von zusätzlichen Einheiten entstehen und die häufig zur Bewertung von Rohstoffen verwendet werden.

Der Stromverbrauch kommerzieller Bitcoin-Miner ist bekannt, ebenso wie die Gesamt-Hash-Rate. Ausgehend von den historischen globalen Stromkosten schätzen wir den Stromverbrauch auf derzeit 1,7 GW/h, was etwa 600.000 Haushalten mit einem täglichen Verbrauch von 4,2 Mio. US Dollar entspricht.

Um die Grenzkosten bei der Produktion abzuschätzen, wird die Gesamtzahl der pro Tag produzierten Bitcoins durch die Miningkosten dividiert: Bei aktuellem Verbrauch und Produktionsvolumen liegen sie bei circa 2015 US Dollar und damit deutlich unter dem aktuellen Preis. Wenn man jedoch die Kosten für den Kauf der Bitcoin-Minenhardware einberechnet, würden die derzeitigen Grenzkosten der Produktion 6.600 US-Dollar betragen. Wir gehen davon aus, dass sie bis Mitte nächsten Jahres einschließlich der Kosten für die Anschaffung von Hardware auf 14.000 US-Dollar steigen werden. Bis Anfang 2020 werden sich die Belohnung für das Mining von Bitcoins entsprechend des vorgeschriebenen Algorithmus jedoch halbieren und die Grenzkosten gleichzeitig auf etwa 60.000 US-Dollar erhöhen.

Wenn man die Grenzkosten der Produktion als einen möglichen Bewertungsansatz ansetzt, könnte man behaupten, dass der aktuelle Höhenflug gerechtfertigt ist, denn selbst wenn die Wahrscheinlichkeit der Massentauglichkeit gering ist, die Auswirkungen auf den Preis wären sehr groß.

Wir wissen vom Preisverhalten bei Rohstoffen, dass Rohstoffpreise sehr weit von ihren Grenzkosten abweichen können und lange Zeit davon losgelöst bleiben. Das gibt uns zumindest einen Hinweis darauf, zu welchem Preis es nicht rentabel ist, zu produzieren.

Gastbeitrag von James Butterfill, Head of Research and Investment Strategy, ETF Securities