Innovationsförderung auf Deutsch

28.02.2018

Michael Beck, Leiter Asset Management Ellwanger & Geiger / Foto: © Ellwanger & Geiger

Zugegeben, die deutsche Automobilindustrie hat mit ihren Tricksereien, Verschleierungen und Unwahrheiten eine Menge Vertrauen verspielt und sogar die Zunft der Banker als unbeliebteste Branche abgelöst. Dass aber nun die undifferenzierte Feinstaub- oder Stickstoff-Diskussion in gerichtlich erlaubten Fahrverboten mündet, wirft ein Schlaglicht auf den Sattheitsgrad und eine gewisse Sorglosigkeit in Deutschland. Ohne Not wird eine bis vor kurzem als zukunftsorientiert und als Aushängeschild geltende Technologie verteufelt, in der die deutsche Wirtschaft führend ist, die mit gewissem Aufwand zu einer der saubersten Antriebsmöglichkeiten gehört und dazu beitragen kann, den CO2-schädlichen Verbrauch von Mineralölen zu minimieren. Dabei wird es in den nächsten Jahren sehr darauf ankommen, sich nicht nur der Konkurrenz aus Industrieländern, sondern vor allem aus aufstrebenden Schwellenländern zu erwehren. Gesundheit ist überaus wichtig und ein gesundes Lebensumfeld ebenso, aber es ist fraglich, ob die deutsche Innovationsstärke in den nächsten Jahrzehnten bestehen bleiben kann, wenn eine Technologie nach der anderen hierzulande so unter Druck kommt. So auch geschehen mit der Atom-Technologie, die hier in Deutschland keine Zukunft mehr hat. Den kurzfristigen Effekt von sinkenden Automobilaktienkursen kann man getrost vernachlässigen, die langfristigen Effekte auf die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie und die Auswirkungen auf die Marktkapitalisierung deutscher börsennotierter Unternehmen sollte man jedoch im Auge behalten.

Aktuell scheinen die Wachstumskräfte in Europa an ihren Höhepunkt zu geraten, denn die ersten Stimmungsindikatoren, wie der ifo-Geschäftsklimaindex in Deutschland, das Verbrauchervertrauen in Frankreich oder der „Economic Sentiment Indicator (ESI)“ entfernen sich leicht von ihren Höchstständen, bewegen sich aber immer noch auf komfortablem hohem Niveau. Der starke Euro belastet hierbei sicher das Sentiment, sodass die jüngste kleine Euro-Korrektur aufgrund des positiven Konjunktur- und Zinsausblicks des neuen US-Fed-Chefs Powell den europäischen Aktiennotierungen guttun wird. Insgesamt könnte den Investoren eine Seitwärtstendenz an den Märkten bevorstehen, weil für die nächsten Wochen und Monate die weitere Entwicklung der Inflations- und Zinsdaten abgewartet werden muss. Ein zu starker Anstieg in diesem Bereich, von dem wir nicht ausgehen, würde die Aktienmärkte wohl belasten.

Kolumne von Michael Beck, Leiter Asset Management Bankhaus ELLWANGER & GEIGER