Goldpreis zieht sich dank China aus dem Keller

19.08.2015

Der Einstieg Chinas in den Abwertungswettlauf hat für kräftige Turbulenzen am Finanzmarkt gesorgt und im Gegenzug den Goldpreis gestützt. Eine Fortsetzung der Abwertungsspirale könnte Gold weiter pushen. Schafft es der Goldpreis wieder als sicherer Hafen Anerkennung zu finden?

China bereitet dem Goldpreis ein gutes Umfeld. Zuletzt hat die chinesische Notenbank überraschend bekannt gegeben, dass sie im Juli 610.000 Unzen (18,97 Tonnen) Gold gekauft habe, womit ihr Bestand auf 1.677 Tonnen gestiegen ist. Das war allerdings nur eine kleine Aufstockung. Denn erst am 17. Juli hatte die Notenbank gemeldet, dass der Goldbestand zwischen Mai und Juni um horrende 604 Tonnen auf 1658,4 Tonnen nach oben geschossen war. Indem die Notenbank nach und nach den Goldschatz enthüllt, will sie das Vertrauen stärken. Denn die kräftige Abwertung des Renminbi hat für erhebliche Verunsicherung gesorgt, zeigt dieser Schritt doch, wie schwach die chinesische Exportwirtschaft und damit die Wirtschaft insgesamt ist, weil sie unter dem vorherigen, jahrelangen Anstieg des Renminbi erheblich leidet.

„Gold ist ein Gewinner“

Investoren denken zusehends darüber nach, welche Länder als nächstes auf die Maßnahmen Chinas reagieren werden und ihre eigene Währung schwächen. Denn die Abwertung des Renminbi bringt gerade Länder aus den Emerging Markets, wie zum Beispiel Vietnam, Südkorea, Taiwan, Thailand unter Druck, ihre Währung ebenfalls abzuwerten, um die heimische Exportwirtschaft zu stützen. So hat Vietnam zuletzt den Dong das dritte Mal in diesem Jahr abgewertet. Ein derartiges Umfeld ist positiv für den Goldpreis, weil die Verbraucher nach einer Anlage suchen, die ihre Kaufkraft erhält. „China hat die nächste Schlacht im Währungskrieg gestartet. In diesem Umfeld kann es nur einen Gewinner geben und das ist Gold“, sagte etwa Adrian Day, Chef der US-Investmentfirma Adrian Day Asset Management. In der monatlichen Umfrage der Bank of America Merrill Lynch unter weltweiten Fondsmanagern haben im August die Finanzprofis plötzlich eine „Rezession in China“ und eine „Schuldenkrise in den Emerging Markets“ als die größten Risiken für den Finanzmarkt angesehen. So sehen 52 Prozent der Befragten eine Rezession in China als das mit weitem Abstand größte Risiko. Inklusive der Schuldenkrise in den Emerging Markets steigt der Wert auf zwei Drittel.

Hohe Zahl an Short-Positionen

Am Derivate-Markt hatte sich in den vergangenen Wochen eine Extremsituation gebildet. Seit vier Wochen spekulieren Investoren mit mehr Futures und Optionen auf fallende Kurse (Short) als auf steigende Kurse (Long). Die Netto-Short-Position ist nach wie vor auf einem hohen Niveau, zeigt aber auch, dass bei einem weiteren Anstieg des Goldpreises Short-Positionen aufgelöste werden dürften. Diese Short-Eindeckungen verstärken wiederum die Goldrally, insbesondere wenn der Abwertungswettlauf an Dynamik gewinnt und die Aktienmärkte unter Druck geraten. Dann wird Gold seinem Ruf als Hort der Stabilität wieder gerecht.

Autor: Tino Leukhardt, Senior Sales Ophirum Commodity GmbH