Goldbarren und Münzen begehrt

04.06.2015

Der Goldpreis tendiert seit etlichen Monaten seitwärts. Dabei richtet sich der Blick der Investoren zusehends auf die US-Notenbank und eine mögliche Zinsanhebung in der zweiten Jahreshälfte. Hiesige Anleger nutzen die günstigen Goldpreise, um ihre Bestände deutlich aufzustocken.

Erstaunlich fest zeigt sich der Goldpreis. Dabei hat das Edelmetall durchaus Gegenwind, vor allem von den steigenden US-Zinsen. Im Mai hatte die US-Notenbankchefin Janet Yellen gesagt, dass die Zinsen im Jahresverlauf steigen würden, weil sich die Konjunktur beleben werde. Entsprechend sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen zuletzt auf 2,25 Prozent geklettert. Das ist das höchste Niveau seit Dezember 2014. Steigende Zinsen belasten den Goldpreis, wirft das Edelmetall doch keine Zinsen ab. Entsprechend sind die Bestände der weltweiten Gold-ETCs zuletzt auf 1599,5 Tonnen gesunken. Das ist das niedrigste Niveau seit Mitte Januar. Woher Yellen's Konjunkturoptimismus kommt, ist allerdings ihr Geheimnis. Laut der zweiten Schätzung war die US-Wirtschaft im ersten Quartal um annualisiert 0,7 Prozent geschrumpft, nachdem die erste Schätzung noch ein Wachstum von 0,2 Prozent gezeigt hatte.

Wo bleibt die Erholung?

Von der erwarteten kräftigen Konjunkturbelebung im zweiten Quartal ist aber nur wenig zu sehen. So prognostiziert die Notenbank von Atlanta, ein Wachstum für das zweite Quartal von annualisiert 0,8 Prozent. Das liegt meilenweit unter der Konsensprognose der Volkswirte von annualisiert 2,5 Prozent. Die jüngsten Wirtschaftsdaten geben der Notenbank von Atlanta Recht. Sie sind im Rückwärtsgang und liegen inzwischen teilweise deutlich unter dem Vorjahresniveau. Hingegen wird das Edelmetall von dem Rückgang des Dollar gestützt. Bei einem schwächeren Greenback steigt der Goldpreis üblicherweise.

Deutsche kaufen kräftig Barren und Münzen

Hiesige Anleger lassen sich vom Seitwärtstrend des Edelmetalls aber nicht verunsichern. Vielmehr ordern sie weiter kräftig Gold. Laut den Angaben des Branchenverbands World Gold Council (WGC) ist die Nachfrage nach Goldbarren und -münzen in Deutschland im ersten Quartal 2015 um 20 Prozent auf 32,2 Tonnen gestiegen. Gleichzeitig ist die entsprechende Nachfrage in den USA um zwölf Prozent auf mickrige 9,9 Tonnen gesunken. Wenn man die Bevölkerungszahl berücksichtigt, hat ein Deutscher im ersten Quartal im Schnitt 13 Mal so viel Gold gekauft wie ein Amerikaner. Abgesehen von den Schweizern sind die Deutschen damit die bedeutendsten Käufer des Edelmetalls in der westlichen Welt. Angesichts des Griechenland-Dramas sollte diese Entwicklung niemanden verwundern. Das südeuropäische Land muss am 5. Juni Zahlungen von rund 300 Mio. Euro an den Internationalen Währungsfonds (IWF) leisten. Im Monat Juni summiert sich der Wert auf insgesamt 1,6 Mrd. Euro. Vor dem Hintergrund der schwelenden Staatsschuldenkrise in Europa dürfte die Nachfrage nach Gold hierzulande weiter stark sein.

Investoren werden die US-Konjunkturdaten weiter genau im Auge behalten. Am kommenden Freitag sind die wichtigen US-Arbeitsmarktdaten im Fokus. Sollten die Konjunkturdaten insgesamt weiter schwächer als erwartet ausfallen, könnte das den Dollar belasten und im Gegenzug den Goldpreis beflügeln.

(Tino Leukhardt, Senior Sales Ophirum Commodity GmbH)