Fernsehen: Sind Streaming-Dienste die Zukunft?

16.01.2018

Thomas Hünicke geschäftsführender Gesellschafter WBS Hünicke Vermögensverwaltung GmbH / Foto: © WBS Hünicke Vermögensverwaltung

Netflix, Amazon Video, Dazn, Sky Home, Maxdome, iTunes und, und, und: Die Liste der Online-TV- und Film-Angebote wächst stetig. Neue Filme, klassische Serien, Sonderproduktionen, Sport, für jede Anforderung bietet sich ein Dienst an. Laut dem Statistikanbieter Staista.com schauen 72 Prozent der Internetnutzer online Videos.

Weltweit ist der Anteil der täglichen Video-on-Demand-Nutzer (VoD) unter den 15- bis 20-Jährigen mit 49 Prozent am größten. In Deutschland belief sich der Umsatz mit Video-on-Demand-Angeboten im Jahr 2016 laut Statista.com auf rund 800 Millionen Euro. Nach einer Studie der Leichtman Research Group zahlen in den USA 57 Prozent aller Haushalte für ein VoD-Abo bei Anbietern wie Netflix, Amazon oder Hulu. In Deutschland dagegen nutzten laut einer Untersuchung der Goldmedia Group 2016 etwa 43 Prozent der Internetnutzer die verschiedenen VoD-Plattformen und -Dienste, wobei die Nutzungszeiten für die VoD-Angebote signifikant steigen.

Das Marktforschungs- und Beratungsinstituts Goldmedia prognostiziert bis 2021 einen weiteren erheblichen Sprung: Kassierten die VoD-Anbieter im Jahr 2015 noch rund 423 Millionen Euro, könnten sie 2021 mit rund 990 Millionen Euro schon knapp an der Milliardengrenze kratzen. Es scheint, als würden diese Anbieter die Zukunft des Fernsehens prägen können.

Diese steigende Beliebtheit äußert sich auch in den Unternehmenswerten der Anbieter. So ist beispielsweise die Aktie von Netflix innerhalb der vergangenen drei Jahre um rund 330 Prozent gestiegen und steht aktuell (8. Januar) bei 171,80 Euro. Die Marktkapitalisierung von Netflix beläuft sich auf 74,34 Milliarden Euro. Das sind erstaunliche Werte – aber zugleich sollten Anleger nicht allzu euphorisch sein. Denn Netflix zahlt keine Dividende, das Kurs-Gewinnverhältnis (KGV) lag 2016 bei 291,58. Je niedriger das KGV, desto preisgünstiger ist die Aktie – dies ist bei Netflix offensichtlich nicht der Fall, Aktionäre zahlen viel für das Papier des US-Unternehmens.

Aber die Perspektiven scheinen ebenfalls gut zu sein. Im dritten Quartal stiegen die Mitgliederzahlen von Netflix im letzten Quartal um 5,3 Millionen auf 109,25 Millionen. Davon waren 104,02 Millionen zahlende Mitglieder. Der Gewinn stieg von 52 Millionen im dritten Quartal 2016 auf jetzt 130 Millionen US-Dollar. Netflix rechnet für 2017 übrigens insgesamt mit mehr als elf Milliarden US-Dollar Umsatz - in einem Jahr, in dem laut der "Berliner Zeitung" weltweit 314 Milliarden US-Dollar für Videodienste – inklusive Pay-TV – ausgegeben werden.

Auch der Aktienkurs von Amazon ist beeindruckend. Das Unternehmen aus Seattle hat seit Dezember 2014 fast 300 Prozent zugelegt und hat eine Marktkapitalisierung von fast 490 Milliarden Dollar. Wie Netflix zahlt(e) Amazon aber keine Dividenden und ist recht teuer: Das Kurs-Gewinnverhältnis (KGV) lag 2016 bei 156,40 und soll sich laut Schätzungen für 2017 auf 279,71 belaufen.

Für Anleger können diese Unternehmen also langfristig interessante Ziele sein – wenn sie bereit sind, teuer einzukaufen und fürs Erste auf Dividenden zu verzichten. Daher sollten sie genau entscheiden, ob dies in die eigene Vermögensverwaltungsstrategie passt. Nur weil es Trend ist, sollte niemand auf den Zug aufspringen.

Kolumne von Thomas Hünicke, geschäftsführender Gesellschafter der unabhängigen WBS Hünicke Vermögensverwaltung GmbH aus Düsseldorf