Fed bleibt auf der Spur

14.06.2017

Julien Scholnick, Fondsmanager Western Asset / Foto: © Western Asset

„Die Fed wird die Leitzinsen während ihres Juni-Meetings erhöhen und bleibt damit ihrer Linie treu“, glaubt Julien Scholnick, Portfoliomanager bei der auf Anleihen spezialisierten Legg Mason-Tochtergesellschaft Western Asset Management. Aktuelle Daten würden auf ein stetiges, wenn auch unspektakuläres Wachstum hinweisen und die niedrigen Fremdkapitalkosten sowie der derzeitige Rückgang des US-Dollars hätten ihren Beitrag zu den ohnehin günstigen Konditionen an den Kapitalmärkten geleistet. Die US-Arbeitslosenquote fiel im Mai erneut auf 4,3 Prozent – der tiefste Stand seit 16 Jahren. Die Unterbeschäftigungsrate lag bei nur noch 8,4 Prozent, was ein Rückgang von einem Prozent seit Jahresbeginn ist. Beide Kennzahlen würden darauf hindeuten, dass sich die Bedingungen auf dem US-Arbeitsmarkt weiter verbessert hätten.

Wie steht es um die aktuell niedrige, eher verhaltene Inflation?

„Das niedrige/günstige Inflationsumfeld scheint sich nun wieder zu behaupten, nachdem wir von Mitte bis Ende 2016 ein eher reflationäres Umfeld gesehen haben. Grund hierfür waren damals der Aufschwung der Ölpreise sowie Hoffnungen auf bedeutsame steuerpolitische Anreize“, erklärt Fondsmanager Scholnick. Dennoch seien aktuelle Inflationsdaten eher enttäuschend. Die Kerninflation – ohne Energie und Lebensmittel – läge auf rollierender Jahresbasis derzeit bei 1,5 Prozent, was ungefähr das Niveau zu Jahresbeginn widerspiegelt. Zudem würden die Gehälter nicht so schnell steigen, sagt Scholnick: „Der durchschnittliche Stundenverdienst ist nur um 2,5 Prozent angestiegen. Im Dezember vergangenen Jahres lag das Plus bei 2,9 Prozent.“

Natürlich würde die Fed diese Faktoren in ihre Entscheidung einbeziehen, betont Scholnick, in Kombination mit einem positiven Wachstum, günstigen Bedingungen am Kapitalmarkt sowie einem insgesamt besseren weltweiten Umfeld sei es jedoch nicht genug, um den geplanten Zinsschritt im Juni auszusetzen. „Was nach der Juni-Erhöhung kommt, bleibt jedoch offen. Und wenn einer der derzeit positiven Faktoren bei niedriger Inflationsrate ins Wanken gerät, sind weitere Zinserhöhung keinesfalls sicher“, mahnt der Finanzexperte von Western Asset.

Zudem betont er, dass eine weitere Zinserhöhung nicht zwangsläufig zu weniger Liquidität oder einer höheren Volatilität führe: „Eine Zinserhöhung im Juni-Meeting wäre die Dritte in Folge und dennoch ging es für den US-Dollar im selben Zeitraum ebenso abwärts wie für Anleiherenditen und risikoreichere Anlagen werden gut unterstützt.“ Das läge daran, dass die in ihren Auswirkungen deutlich gewichtigeren Faktoren wie das starke weltweite Wachstum und der positive Ton an den Märkten die eher kleinen Zinsschritte der Fed ausgleichen würden. „So lange das Wachstum und die Risikostimmung positiv bleiben, haben die Zinsschritte der Fed keinen so großen Einfluss auf die Märkte“, sagt Scholnick.

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