Europas Schwäche hilft dem DAX

12.04.2017

Gottfried Urban, Vorstand Bayerische Vermögen / Foto: © Bayerische Vermögen

Deutschland geht es wirtschaftlich gut. Doch mit Frankreich, Italien und Spanien kämpfen die anderen großen Volkswirtschaften Europas immer noch gegen hohe Arbeitslosigkeit an. Solange dieser Kampf währt, wird die EZB ihren Kurs nicht ändern und die Märkte weiterhin mit Liquidität fluten. Davon profitieren vor allem die Unternehmen im deutschen Leitindex, dem DAX.

Die großen wirtschaftlichen Probleme liegen derzeit nicht in Deutschland, sondern in der Eurozone mit einer durchschnittlichen Arbeitslosenquote von etwa zehn Prozent. In Deutschland herrscht quasi Vollbeschäftigung. In den restlichen großen Volkswirtschaften der Eurozone jedoch - Frankreich, Italien und Spanien - liegt die Arbeitslosigkeit teils deutlich über dem Durchschnitt. Auch wenn es nicht ihre Kernaufgabe ist, so richtet die Europäische Zentralbank ihre Strategie doch sehr stark nach den Arbeitsmarktdaten aus.

Erst wenn in der Eurozone die Arbeitslosenquote in Richtung sechs Prozent geht, dann wird die ultralockere Geldpolitik beendet werden. Ein schnelles Ende des Aufkaufprogrammes für Anleihen ist daher noch unrealistisch. Diese Politik dürfte die Preise für Aktien weiter nach oben treiben. Mit dem Start des Anleihenkaufprogramms im Frühjahr 2015 kletterte der DAX auf 12.400 Punkte. Bis die EZB dieses Programm beendet, wird der DAX als „Nebenwirkung“ deutlich höher stehen. Marktteilnehmer sollten sich nicht über DAX-Stände von weit über 15.000 Punkten bis 2019 wundern.

Umschichtung von Renten in Aktien

Die USA haben eine vergleichbare Entwicklung schon hinter sich. Der US-Aktienmarkt hat sich vom Start bis zur Beendigung des Anleihen-Kaufprogramms durch die US-Notenbank Fed mehr als verdoppelt. Auch wenn dies für den DAX nicht sicher zu prognostizieren ist, sprechen doch die laufenden Umschichtungen vom zinslosen Renten- und Geldmarkt hin zu Aktien klar für weitere steigende Kurse.

Die gute Gewinnentwicklung der deutschen Unternehmen sollte die Aufwärtsbewegung im DAX untermauern. Unternehmensorientiertes, langfristiges Investieren ist mehr denn je angesagt. Wer also Vertrauen in Unternehmen und die Kraft der Wirtschaft hat, sollte in Aktien investiert bleiben oder in schwachen Marktphasen zukaufen.

Kolumne von Gottfried Urban, Vorstand der Bayerische Vermögen AG, Traunstein