Edelmetalle hoffen auf Yellen

12.10.2014

Tino Leukhardt

Für Anleger an den Rohstoffmärkten waren die vergangenen Wochen von einem stärker werdenden US-Dollar sowie die Sorge um das Wirtschaftswachstum in China und Europa geprägt.

Viele Rohstoffe sind auf oder nahe an die Produktionskosten gefallen, werden nun aber durch die US-Notenbank gestützt. Erfreulich ist auch der geringe Rückgang bei dem verwalteten Vermögen in Rohstoff-ETPs. Auf Sicht von vier Wochen weisen fast alle Rohstoffe im Bereich Energie, Edel- und Industriemetalle Minuszeichen auf. Besser fällt die Bilanz seit Jahresbeginn aus, sogar unter den Edelmetallen. Rhodium liegt als stärkster Wert um rund 20 % vorne, auch Palladium bietet mit etwa 10 % Plus ebenfalls eine ordentliche Performance, obwohl das Edelmetall im September sehr stark gefallen ist. Katerstimmung herrscht hingegen bei den klassischen Edelmetallen. Gold notiert fast unverändert, Silber in etwa 10 % tiefer.

Umfeld ist schwierig

Die Gründe für die überwiegend schlechte Entwicklung sind natürlich verschieden. Gold leidet unter der jüngsten Dollar-Stärke, drohenden Zinserhöhung in den USA, der Hausse an den Aktienmärkten und einer schwachen Goldnachfrage aus China. So liegen die Netto-Importe des Riesenreichs aus Hongkong seit Jahresbeginn um rund 33 % unter dem Vorjahreszeitraum. Silber wird aufgrund seiner wesentlich höheren industriellen Verwendung zusätzlich von schwachen Konjunkturdaten belastet.

Fed-Chefin Yellen beruhigt Anleger

Einen Hoffnungsschimmer hat nun aber überraschend die US-Notenbank gegeben. Während sich die Mehrheit der Börsianer bereits auf zügige Zinserhöhungen in den USA eingestellt hat, rudert die US-Notenbank Fed nun zurück. Sie hat auf ihrer vergangenen Sitzung gemäß dem „Minutenprotokoll" keine klaren Signale für eine schnelle Zinswende gegeben. Als Grund wurde eine mögliche schwächere Wirtschaftsentwicklung in den USA angeführt, falls sich die Weltwirtschaft abkühlen sollte. Damit bestätigt Notenbank-Chefin Yellen ihren Ruf als geldpolitische Taube. Sollte die Geldpolitik in den USA nicht weiter gestrafft werden, nehmen die Inflationsrisiken zu und Gold sowie andere Edelmetalle werden als Inflationsschutz stärker nachgefragt. Das wiederum führt in der Regel bei Gold & Co. zu steigenden Preisen.

Strategische Investoren halten an Rohstoffanlagen fest

Einen beruhigenden Effekt auf die Preisentwicklung bei Rohstoffen haben auch Investoren, die ihr Engagement in dem Sektor zuletzt kaum verringert haben. Fast der gesamte Rückgang beim verwalteten Vermögen in Rohstoff-ETPs im abgelaufenen Quartal ist auf die jüngsten Kursrückgänge zurückzuführen. Das liegt daran, dass aktuell die viele institutionelle Rohstoffanleger ohne oder nur mit geringen Hebeln agieren. Sie treffen strategische Investitionen mit einem mittel- bis langfristigen Anlagehorizont und reagieren gelassener auf Kursrückschläge. Viele der taktisch agierenden, kurzfristig ausgerichteten Anleger haben bereits im vergangenen Jahr kräftig Positionen abgebaut. Ein Beleg dafür sind auch die zuletzt konstanten ETF-Bestände bei den Edelmetallen – trotz Preisdruck nach unten. Sollte der US-Dollar nach den Fed-Ankündigungen ebenfalls weiter schwächeln, könnten Rohstoffe zu einer Erholungsrally ansetzen. Erste Anzeichen sind bereits zu erkennen.

(Autor: Tino Leukhardt, Senior Sales Ophirum Commodity GmbH)