Dividendenaktien – es lauern Gefahren!

06.03.2014

Thomas Meyer

Steigende Zinsen sind für Aktien gefährlich - stimmt nur bedingt. Aber bei Dividendenaktien kann die Gefahr größer sein. Solange steigende Renditen an den Anleihemärkten mit einer erhöhten wirtschaftlichen Aktivität einhergehen, sind Aktien relativ gesichert. Die Betrachtung ändert sich allerdings, sobald Investoren Aktien als Anleiheersatz verwenden.

Die Finanz- und Wirtschaftskrise der Jahre 2008/2009 hat die Notenbanken weltweit dazu gezwungen, die Leitzinsen auf bisher nicht gesehene Niveaus zu senken. In der Folge fielen auch die Renditen für risikoarme Anlagen auf kaum vorstellbare Werte. Anleger, die auf kontinuierliche, hohe Zinseinkünfte angewiesen sind, schichteten bei entsprechender Risikotoleranz von Staatsanleihen über Unternehmensanleihen in High Yield um. Mit den fallenden Renditen für Anleihen wurde für eine Vielzahl dieser Investoren die Aktie, und hier insbesondere Aktien mit hoher Dividendenrendite, immer attraktiver. Zu Beginn war bei niedriger Bewertung und attraktiver Dividendenrendite das Risiko vergleichsweise gering. Der Erfolg der Unternehmen und auch der Investoren mit diesem Ansatz zog weitere Anleger und Gelder an. Die Gewinne der Unternehmen stiegen und auch die Ausschüttungen wurden mit der Erholung angehoben. Die Dividendenrendite blieb für viele Lieblingsaktien dieser Anleger nahezu gleich, trotz deutlich gestiegener Kurse und auch Bewertungen. Schaut man in die Details, so erkennt man teilweise aktives und auch passives Herdenverhalten.

Die Popularität von ETFs führt dazu, dass häufig ein Dividendenindex nachgebildet wird. Diese Indices werden überwiegend nach der Dividendenrendite einer Aktie zusammengesetzt und zusätzlich über die Marktkapitalisierung von Aktiengesellschaften gewichtet. Aktive Portfoliomanager haben teilweise gleiche Verhaltensweisen und folgen entsprechenden Trends (Momentum). Dies wird insbesondere am US-Aktienmarkt deutlich. Aktien aus vermeintlich defensiven Sektoren haben so sehr hohe Bewertungen erreicht. Die Prognosen zu den Gewinnen und auch Dividenden in den kommenden Jahren mögen dies rechtfertigen, doch muss man sich diese sehr genau ansehen. In Europa haben wir teilweise eine ähnliche Situation bei einigen Sektoren und Aktien, die aufgrund des defensiven Charakters in den vergangenen Jahren sehr beliebt waren. Gefahr lauert von zwei Seiten:

1. Analysten neigen dazu, Gewinnentwicklungen fortzuschreiben. Dies ist zu hinterfragen. Viele der Lieblingsaktien werden das Gewinnwachstum nicht in der Höhe fortsetzen können. Erste enttäuschende Meldungen wurden bereits bekannt.

2. Eine ebenfalls nicht zu unterschätzende Gefahr sind die neuen Dividendeninvestoren. Getrieben von den niedrigen Renditen bei Anleihen werden sie die ersten sein, die die Party verlassen. Einen ersten Vorgeschmack haben wir hierzu im vergangenen Jahr gesehen. Als sich im Rahmen der Tapering-Diskussion die Renditen für Staatsanleihen innerhalb kurzer Zeit nahezu verdoppelten, zeigten einige Sektoren mit hohen Dividendenrenditen und einer gewissen Sensitivität zu den Renditen am Anleihemarkt empfindliche Verluste. Wann genau der Anleihemarkt der bessere Aufenthaltsort für die neuen Gäste sein wird, ist nicht klar, dürfte aber etwas über den im vergangenen Jahr gesehenen Höchstständen der Anleiherenditen der Fall sein.

Was bedeutet dies für den klassischen Dividendeninvestor? Der Blick sollte nicht immer auf die erste Reihe gerichtet sein. Ein flexibler Ansatz bei der Allokation von Sektoren und auch der Marktkapitalisierung ist notwendig. Häufig gibt es in der zweiten und dritten Reihe attraktiv bewertete Aktien mit guter Dividendenrendite. Des Weiteren zahlen auch viele Aktien aus nicht gerade typischen High Dividend Sektoren wie z.B. dem Technologiesektor durchaus ansehnliche Dividenden. Vor Jahren noch nahezu unvorstellbar.

Achten Sie während der Party darauf, den richtigen Aufenthaltsort zu haben. Die Tanzfläche ist vielleicht nicht der richtige Platz, denn der Weg zum Ausgang könnte zu weit entfernt sein.

(Autor: Thomas Meyer, Country Head Germany Institutional Asset Management Petercam S.A.)