Den Euro für 50 Cent kaufen

29.01.2014

Isaac Chebar

**Die Aktienmärkte der entwickelten Märkte laufen sehr gut. Zeit, sich mit Einzeltiteln zu beschäftigen, bei denen noch Kurspotenzial besteht. Gibt es noch vergleichsweise günstige Werte? „finanzwelt" sprach mit *Isaac Chebar, Fondsmanager DNCA Invest Value Europe. finanzwelt*: Welche Vorteile bieten aus Ihrer Sicht derzeit Value-Strategien?

Chebar: Klassische Value-Aktien sind weiterhin attraktiv. Nach vier Jahren Derating – einer Zeit, in der sich Growth-Aktien besser entwickelt haben als Value-Titel – steigt das Interesse an Value-Investments seit September 2012 wieder. Das geht mit steigenden Bewertungen einher. Dennoch glauben wir, dass die Gewinnchancen im Value-Bereich im Laufe des Jahres nach wie vor gut sind und diese Unternehmen von Analysten häufig unterschätzt werden. Wer den wahren Wert eines Unternehmens dank eingehender Analyse erkennt, kann hiervon profitieren.

finanzwelt: In der jüngeren Vergangenheit wurde öfters über ein „Comeback der Value-Titel" gesprochen. Welche Erklärungen haben Sie hierfür? Ist eine klare und eindeutige Unterscheidung der Investmentstile „Value" versus „Growth" überhaupt noch möglich und zeitgemäß?

Chebar: Das sogenannte Comeback von Value-Aktien hat zweierlei Gründe: Nachdem viele Investoren in der jüngeren Vergangenheit verstärkt auf Growth-Titel und das Wachstum in den Schwellenländern gesetzt haben, sind diese Aktien zum einen teuer geworden. Zum anderen hat es infolge von Problemen in den Schwellenländern einen Paradigmenwechsel gegeben – weg von Growth hin zu Value. Dabei ist Value-Investing zurzeit besonders bei den auf das Inland ausgerichteten in Europa notierten Aktien zu finden: seit 2008 haben Restrukturierungs- und Verschlankungsmaßnahmen dazu geführt, dass sich auch geringe Umsatzsteigerungen umgehend positiv auf die Ergebnisse auswirken.

Die Unterscheidung zwischen Growth und Value ist unserer Meinung nach immer noch zeitgemäß und valide, auch wenn Value-Aktien nicht mehr so preiswert sind wie noch Anfang 2013: Die Bewertungsunterschiede zwischen Growth- und Value-Titeln sind mit Blick auf KGV und Dividendenrendite nach wie vor signifikant und eine entsprechende Einordnung folglich möglich.

finanzwelt: Wo sehen Sie als Stock-Picker derzeit gute Investment- /Zukaufsoptionen im deutschen Markt? (Large Caps, Small Caps)?

Chebar: Die in Deutschland notierten Unternehmen sind aktuell vergleichsweise teuer: Bei den DAX-Unternehmen handelt es sich eher um Growth-Aktien und die deutschen Mid Caps waren aufgrund ihrer Exportkapazitäten in letzter Zeit sehr gefragt. Nichtsdestotrotz haben wir zwei deutsche Aktien in unseren Portfolios: Zum einen Deutsche Telekom, weil wir Umstrukturierungen im europäischen Telekommunikationssektor insgesamt und den Verkauf in den USA erwarten. Zum anderen Deutsche Börse – ein Unternehmen, das aus unserer Sicht von den neuen Regulierungen in puncto Transaktionssicherheit und Hinterlegung von Sicherheiten profitieren dürfte.

finanzwelt: Die Markttrends sind heute viel schärfer und kurzzeitiger als früher. Wie reagieren Sie darauf? Haben Sie Modifikationen in Ihrem Entscheidungsprozess eingefügt?

Chebar: Es ist sicher richtig, dass die Trends an den Märkten kürzer werden. Für uns bedeutet das jedoch lediglich, bei den Bewertungen noch wachsamer zu sein. Der Entscheidungsprozess ist gleich geblieben: Wir haben nach wie vor für die Unternehmen, die uns interessieren, eine klare Vision auf drei bis vier Jahre. Hierzu treffen wir 1.500 Unternehmensvertreter pro Jahr, analysieren deren Managementansatz und überprüfen diesen regelmäßig. Zudem halten wir an Titeln, von denen wir zutiefst überzeugt sind, fest und lassen uns nicht von häufig kurzlebigen Trends ablenken.

(Das Interview führte Alexander Heftrich)